Rezension

Lesenswerte Familien- und Dorfgeschichte

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht -

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
von Julia Jost

Bewertet mit 5 Sternen

Der Buchtitel mutet in seiner Länge etwas merkwürdig an, sollte aber nicht vom Lesen des Buches abhalten. Es handelt sich um eine wirklich lesenswerte Familien- und Dorfgeschichte, die 1994 in einem Kärntner Dorf am Fuß der Karawanken angesiedelt ist und in der Rückschau auch die davor liegenden Jahre einbezieht. Erzählt wird alles von einem 11jährigen Mädchen, das viel lieber ein Junge wäre und sich entsprechend benimmt und ausschaut. Anlässlich des Umzugs seiner Familie aus dem eigenen Gasthof sitzt es unter einem der Umzugs-LKWs und beobachtet die zahlreichen Umzugshelfer aus der Familie und der Dorfgemeinschaft. Zu jedem weiß es erstaunliche Geschichten zu erzählen, die sich für den außenstehenden Leser zu einem Besorgnis erregenden Bild über Kärnten zusammenfügen. Anstelle eines Dorfidylls wird uns von einem Haufen braun Gesonnener berichtet, von Burschenschaften und Landjugend, von dem Vater der Erzählerin und seinem Stolz auf geerbten Mutterorden und Ariernachweis sowie seinem Hang zur Gewalt gegenüber seinen Kindern, der Vertuschung eines Unglücks, das die Erzählerin noch über Jahre nicht loslässt. Es wundert jedenfalls nicht, dass sie misstrauisch beäugt wird. Der Erzählstil ist nicht unbedingt der Sprache eines Kindes angepasst, ist aber in seiner Mischung aus Sachlichkeit und feinem Humor gut gelungen. Das Tüpfelchen auf dem i sind für mich die vielen eingestreuten Dialoge und Begriffe in Kärntner Dialekt, die alle Personen so authentisch wirken lassen.