Rezension

Ein berührender Lebensweg

Vor hundert Jahren und einem Sommer - Jürgen-Thomas Ernst

Vor hundert Jahren und einem Sommer
von Jürgen-Thomas Ernst

Bewertet mit 4 Sternen

In seinem Roman „Vor hundert Jahren und einem Sommer“ beschreibt Jürgen-Thomas Ernst die Geschichte einer jungen Frau, die sich ihr Glück im Leben erkämpfen muss. Sie muss ihre Existenz sichern und kämpft für ein besseres Leben. 
Annemie wird als uneheliches Kind geboren und wächst zusammen mit dem Jungen Jonathan im Dorf der Kirschen bei freundlichen Zieheltern auf. Danach muss sie im Armenhaus leben, hat einen schweren Lebensweg und kehrt nach einigen Schicksalsschlägen ins Dorf ihrer Kindheit zu ihrem Ziehvater zurück. Durch die Möglichkeit in einem Glashaus, das sie zusammen mit Jonathan errichtet, reife Kirschen im März zu ernten scheint ihr Glück möglich. 
Der Autor beschreibt das Schicksal von Annemie sehr detailliert. Trotz vieler schwieriger Umstände und unterschiedlicher Rückschlägen meistert sie meist alleine ihr schweres Leben. Der Schreibstil ist fesselnd, stimmungsvoll und bildreich. Die Trennung von ihrer Mutter Sofie ist sehr emotional und poetisch wiedergegeben. Insgesamt bekommt der Leser einen Einblick in die damalige Lebenssituation, das meist arbeitsreiche Leben, die Standesunterschiede und die Moralvorstellungen. Die Veränderungen der Natur und des Lebens zu verschiedenen Jahreszeiten beschreibt der Autor sehr detailliert, allerdings gibt es durch Wiederholungen langatmige Textstellen. Es gibt keinerlei Ortsangaben, nur Beschreibungen der Landschaften und der Himmelsrichtungen. Nur wenige Personen werden mit Namen genannt. Das Cover hat mit den Kirschen auf schneebedeckten Zweigen einen Bezug zur Geschichte, die reifen Kirschen im März. Auf mich wirkt die Darstellung unruhig. Durch den Titel und die Beschreibung des Krieges ist es möglich die Geschichte zeitlich einzuordnen. 
Der Roman ist eine berührende Geschichte. Für mich ist diese allerdings mit zu vielen Schicksalsschlägen und Schwierigkeiten dargestellt, wirkt auf mich überwiegend schwermütig und negativ. Wie bei den meisten Märchen gibt es bei diesem „märchenhafter Entwicklungsroman“ aber auch ein gutes Ende.