Ein bildhübsches Häppchen Buch für zwischendurch
Bewertet mit 4 Sternen
Seit „Rabenschwärze“ warte ich auf ein neues Buch von Halo Summer, die sich leider lieber in Sumpflöchern rumtreibt, was man ihr nicht verübeln kann, dann aber doch ein eher sehr junges Publikum anspricht. Jetzt hat sie ein Märchen geschrieben. Ich betrachte das als Schritt in die richtige Richtung und habe es gelesen.
Aschenputtel-Interpretationen gibt es viele. Diese hier ist wirklich originell. Das Aschenkindel heißt Claerie und lebt in einer Fantasywelt, wo Damen, die auf sich halten, einen Lindwurm als Flugtier besitzen, eine persönliche Fee zu Verfügung haben, einfache Schneider Kleider magisch verändern können und Zauberer die Welt beherrschen.
Es ist hübsch, es ist zauberhaft und es bewerben sich gleich zwei Prinzen um Claeries Gunst. Diese Liebesgeschichte ist wirklich mitreißend und gefühlvoll erzählt, wird aber durch diesen lockeren, originellen Erzählstil niemals kitschig, das ist wirklich toll.
Ein wenig Probleme hatte ich mit Claerie selbst. Sie ist selbstbewusst und lässt sich so schnell nichts gefallen, zankt sich munter mit Prinzen und Feen und natürlich hat keiner Lust auf das brave, devote Aschenputtel. Gleichzeitig bedient sie aber freudig ihre Stieffamilie, macht jede Drecksarbeit ohne zu klagen. Ja, es gibt einen Grund dafür, trotzdem hat man den Eindruck, sie tut das eigentlich ganz gerne und es macht ihr nicht aus, schikaniert zu werden, was dann doch leicht irritiert. Man bekommt sie nicht zu fassen. Sie ist einerseits die emanzipierte Kämpferin, gelegentlich die Rotzgöre und dann aber auch die zuvorkommende Dienstmagd.
Trotzdem macht dieses Märchen großen Spaß. Es liest sich leicht, es amüsiert und birgt einen Sack voll Überraschungen. Ein bildhübsches Häppchen Buch für Zwischendurch.