Rezension

Ein gelungener Bildungsroman

Liebe, Hoffnung, Tod - Jochen Rehm

Liebe, Hoffnung, Tod
von Jochen Rehm

Bewertet mit 5 Sternen

Europa in den 30 Jahren, die Folgen der Weltwirtschaftskrise sind noch zu spüren, überall ist der Totalitarismus auf dem Vormarsch. Vor diesem Hintergrund lernen sich in München unsere zwei Protagonisten kennen, die junge Jüdin Sarah und der Christ Ludwig. Schnell verlieben sie sich in
einander, doch stehen ihrer Liebe große Hindernisse im Weg. Sarah fühlt sich in ihrer geliebten Heimatstadt immer unwohler, erträgt das andauernde Gefühl des Unerwünschtseins nicht mehr und plant eine Auswanderung ins britische Mandatsgebiet Palästina. Der eher unpolitische Ludwig dagegen hat einen Bruder, der ein glühender Nationalsozialist und hoher SA-Offizier ist. Im weiteren Lauf der Handlung lernen wir noch das Prager Ehepaar Lena und Roman kennen, begleiten Ludwig und Sarah nach Palästina und in den Spanischen Bürgerkrieg. Vor allem die Stimmung des Aufbruchs unter den zionistischen Einwanderern in Tel Aviv und im Kibbuz Merhavia ist sehr gut eingefangen. Der zeitliche Hintergrund scheint sehr gut recherchiert, und man kann sich anhand von Einzelpersonen wie Sarah viel besser vorstellen, wie  z.B. der Erlaß der Nürnberger Rassegesetze auf einen jüdischen Deutschen gewirkt haben müssen.
Der Sprachstil wirkt angenehm unaufgeregt, unaufdringlich läßt der Autor manchmal seine Bildung einfließen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, Sarah, Ludwig, Roman und vor allem Lena sind mir wirklich ans Herz gewachsen.