Rezension

Ein merkwürdig zweigeteiltes, aber gutes Buch

Die Magie der tausend Welten - Die Begabte - Trudi Canavan

Die Magie der tausend Welten - Die Begabte
von Trudi Canavan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Bei diesem Buch ist mir etwas Kurioses passiert: Ich habe vor der Lektüre nicht einmal den Klappentext gelesen, was ich normalerweise stets tue. Aber da ich bisher an allen Büchern von Canavan große Freude gefunden habe, habe ich einfach blind zugegriffen. So bin ich völlig unvoreingenommen an das Buch heran gegangen, was ganz gut war, denn anhand der Klappentexte wäre ich etwas verwirrt gewesen. Der oben aufgeführte gibt nämlich nur einen Teil des Inhalts wieder und lässt aus, dass es eine weitere komplett eigenständige weitere Hauptperspekive bzw. Haupthandlung gibt. Der Text auf dem Umschlag des Buches passt seltsamerweise kaum zu dem, was ich gelesen habe. Lediglich der eigentliche Klappentext gibt etwas mehr Aufschluss. Letztlich ist der oben aufgeführte der Beste. Was inhaltlich im Klappentext fehlt, ist die Geschichte um Rielle, einer jungen Frau im heiratsfähigen Alter, die in der Lage ist, magiefreie Luft – genannt Die Schwärze – zu sehen. Dies in ihrer Gesellschaft nicht gern gesehen ist, da es nur den Priestern gestattet ist, Magie zu verwenden. Schwärze zu sehen, sagt aus, dass Rielle auch dazu in der Lage wäre, dementsprechend verheimlicht sie dies, denn wenn ein normaler Mensch Magie benutzt wird er zum Befleckten. Eines Tages geriet Rielle auf dem Weg von der Temeplschule nach Hause in die Fänge eines solchen, der von den Priestern in die Enge getrieben wurde. Dabei lernt sie einen Künstler kennen und es passiert, das was auch bereits in vielen weiteren Büchern passiert: Rielle findet Gefallen an dem jungen Mann, der aber überhaupt nicht ihrem Stand entspricht.
Zwar ist die weitere Entwicklung Rielles Geschichte mehr oder weniger vorhersehbar, aber sie lässt sich dennoch gut lesen. Ebenso die Geschichte um Tyen. Anfangs war ich etwas irritiert, dass hier im Prinzip zwei völlig eigenständige Geschichten nebeneinander her laufen. Man könnte theoretisch auch erst alle Tyen Kapitel des Buches lesen und danach die um Rielle und es würde letztlich auf dasselbe hinauslaufen. Obwohl ich bestens unterhalten wurde und ich im Grunde nichts zu bekritteln habe, bleibt dennoch ein merkwürdiges Gefühl nach der Lektüre bei mir zurück. Denn es passiert zwar viel bei den beiden Charakteren und ich habe sie beide lieb gewonnen, dennoch endet das Buch so, dass beide zu Beginn des zweiten Teils einen Neuanfang begehen müssen. So besteht der “Sinn” dieses Buches nur, die Charaktere kennen zu lernen, worum es in der Trilogie später gehen soll? Ich kann es nicht sagen. Der Nachteil daran ist, dass ich irgendwie das Gefühl hatte meine Zeit “verschwendet” zu haben, weil zwar die Geschichten, die ich gelesen habe, die Charaktere geprägt haben, aber es im Grunde im nächsten Buch erst richtig losegehen wird. Der Vorteil ist, dass ich keine Angst zu haben brauche, dass sich bis zum nächsten Buch zu große Wissenslücken auftun werden, da beide Geschichten neu beginnen und hoffentlich dann auch zusammen laufen werden.
Was mich beeindruckt hat, ist die Tatsache, das Canavan, obwohl mal wieder Magie im Mittelpunkt steht, es geschafft hat etwas komplett Neues zu erschaffen, was sich von ihren anderen Trilogien unterscheidet. Hier ist die Stimmung – vor allem in der Geschichte um Tyen – anders und eher so, wie ich sie mir in Steampunk-Büchern vorstelle: mit Flugschiffen, einer Abenteurer-Mentalität, magisch betriebener Maschinen und der passenden Kleidung. Dies ist ihr wirklich gelungen und ein Pluspunkt für diese Trilogie. Schade, dass diese Elemente vielleicht kein Teil der Fortsetzung sein könnten.

Fazit: Ich kann also festhalten, dass dieser erste Band mal wieder – wie es so typisch ist für Canavans Trilogien – ein Auftaktband war, der viel erklärt und die Grundsteine legt für die weiteren Bände. Was da kommen mag, weiß ich noch nicht einzuschätzen. Dieses Buch jedenfalls hat mich trotz des “Nachteils” bestens unterhalten und die Fortsetzungen werden von mir auf jeden Fall gelesen. Die “Steampunk”-Stimmung des einen Haupterzählstrangens hat mir zudem sehr gut gefallen.