Rezension

Ein Roman, der mit einer Thematik punktet, die mir tief unter die Haut gegangen ist

Auf sieben Beinen -

Auf sieben Beinen
von Fine Sturm

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Unfall hat nicht nur ihr Leben auf dramatische Art und Weise beeinflusst und verändert.
Es hat sie selbst verändert.
Wut und Verzweiflung bestimmen ihren Alltag.
Die Unzulänglichkeiten ihres Seins machen sie fertig und rauben ihr jegliches Selbstvertrauen.
Franzi hat durch einen Hundebiss ihr Bein verloren. Niemand kann sich vorstellen, was das für einen jungen Menschen bedeutet. Auch ich kann das nicht, nicht mal ansatzweise.

Es verändert ihr Weltbild. Ihre ganze Zukunft.
Doch die Frage ist, wird sie wieder zu sich selbst finden können?
Diese Thematik war für mich völlig neu. Einmal eine junge Frau, die nicht perfekt ist. Die einen Makel hat und damit zurechtzukommen versucht.
Fine Sturm hat eine sehr feinfühlige und empathische Art, dies dem Leser darzubieten. So das man sich wirklich damit auseinandersetzen muss.
Das man all die Wut, Angst und Verzweiflung spürt.

Ich lernte Franzi als eine Person kennen, die mich wirklich an die Grenzen getrieben hat.
Ihre Selbstzweifel und mangelndes Selbstvertrauen haben mich mitunter wirklich genervt, weil sie ewig griesgrämig durch den Tag lief und auf diese Art immer wieder ihr Umfeld vor den Kopf stieß.
Aber ich mochte Franzi auch unheimlich gern.
Für ihren Mut, ihre Stärke. Ihren Willen, nie aufzugeben und weiterzukämpfen.
Dadurch das man hier ausschließlich Franzis Perspektive erfährt, reißt sie das Zepter völlig an sich. Und wie sie das macht.
Man kann nicht wegschauen.
Es geht unter die Haut und gleichzeitig hat man es einer unglaublichen Vielfalt an Emotionen zutun. Die so viel unterschiedliche Gefühle in einem auslösen.
Wut, Mitleid, Hilflosigkeit und Angst.
Es sind nur einige von vielen.
Aber der Punkt ist, Franzis Schicksal ging mir nicht aus dem Kopf.
Ich hab gelacht, war den Tränen nah. Zwischen Trauer und Wut gefangen.
Ich wollte mehr für Franzi.
Das sie das Leben wieder fühlt mit all seinen Facetten. Das sie Liebe und Glück spürt.
Aber vor allem wollte ich, dass sie endlich zu sich selbst findet, sich akzeptiert und begreift, dass die Äußerlichkeiten den Menschen nicht ausmachen. Sondern das, was er tief im Inneren ist.

Und genau darum geht es in diesem Roman.
Um die Entwicklung von diesem großen Ganzen.
Wow, ganz ehrlich. Auch wenn ich zunächst etwas genervt von ihrer Art war, so hat mich ihre Entwicklung doch unglaublich beeindruckt.
Ich habe verstanden, dass es ein enorm wichtiger Prozess ist, der sich hier vollzieht.
Das Wut und Selbstzweifel ein verdammt wichtiger Bestandteil davon sind.
Das dieser Prozess nicht von heute auf morgen vollzogen werden kann und dazwischen viel Tränen, Trauer und Wut liegen.
Und das hat Fine Sturm einfach großartig aufgezeigt.

Aber nicht nur von Franzi war ich komplett beeindruckt.
Hansi, Kicki und Jan sind ebenso außergewöhnliche Charaktere, die mich spielend leicht um den Finger gewickelt haben.
Ganz besonders Hansi, der so viel Heilung und Trost zugleich hinein bringt.
Es ist eine Sache, die man unglaublich intensiv fühlt und die einfach etwas mit dir macht. Dadurch siehst du einfach die Welt mit anderen Augen.
Sie alle sind wirklich authentisch, mit einer tiefen Lebendigkeit gefüllt und so unglaublich gut greifbar.

In der Story selbst steht natürlich die Liebesgeschichte von Franzi und Jan im Fokus. Franzis Schicksal gibt dieser eine völlig andere Dramatik und Intensität.
Man spürt Beklemmung und einen Hauch Angst, in sich aufsteigen.
Mich hat die Feinfühligkeit dahinter stark beeindruckt und nicht einen Moment losgelassen. Zu sehr hat mich diese Thematik beschäftigt. Umso schöner fand ich den Blick auf die Hintergründe. Der so viel erklärt und nachvollziehbar macht.
Man erlebt das nicht nur Franzi zu kämpfen hat, sondern auch ihr Umfeld.
Was einer täglichen Belastungsprobe gleichkommt .

Fine Sturm schreibt einfach großartig.
Sanft, leise ,mit einem Schwall von Farben berauscht, so das diese Geschichte in unglaublich vielen Facetten erscheint.
Sie ist schmerzvoll, verletzlich und zart.
Groß, gewaltig und voller Explosionen, die ununterbrochen in Atem halten und mitreißen.

Mich hat dieses große Ganze unglaublich begeistert. Ich hab mit Franzi mitgefiebert, war stolz auf sie. Wurde immer wieder überrascht und hab erkannt, dass es hier nicht allein um die Liebe zu einem anderen Mann geht.
Es geht vor allem um die Liebe zu sich selbst.
Um Akzeptanz,Träume, Selbstheilung und Halt.
Man bekommt hier einen vielschichtigen Roman serviert, der emotional berührt und so unglaublich viel aufzeigt.
Mit einer Thematik punktet von der ich bisher noch nicht so viel gelesen habe und die einfach großartig ausgearbeitet wurde.
Es ist etwas für Romantiker, Träumer und Realisten.
Ein Roman, der dich nicht loslassen wird, weil er so tief in dir brennt und einen wahren Sog auslöst.
Ich bin schon unglaublich gespannt, was Fine als nächstes für uns hat.

Fazit:
"Auf sieben Beinen ” hat mich in mehr als einer Hinsicht beeindruckt.
Er ist zart, verletzlich, aber auch unglaublich groß und gewaltig.
Ein Roman, der mit einer Thematik punktet, die mir tief unter die Haut gegangen ist.
Die Schmerz, Wut und Selbstzweifel bedeuten und so viel in einem zum klingen bringen.
Ein Roman über Träume,Akzeptanz Selbstfindung und den Mut zu leben, lieben und glücklich zu seiner.
Mit einer Feinfühligkeit, die dir den Atem raubt und ständig unter Strom setzt.
Ich bin beeindruckt, begeistert und einfach völlig von den Socken.
Die Welt brauch mehr davon.