Rezension

Ein rundum gelungener zweiter Teil der Trilogie.

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

Bewertet mit 5 Sternen

Sie allein kennt die Wahrheit über die Auslese Cia Vale ist gemeinsam mit ihrem Freund Tomas an der Akademie von Tosu City aufgenommen worden. Und obwohl die Regierung ihnen ein Medikament verabreicht hat, das alle Erinnerungen an das brutale Auswahlverfahren der »Auslese« löschen soll, hat Cia nichts vergessen – weder die schrecklichen Todesfälle noch ihre Liebe zu Tomas. Ab sofort kennt sie nur noch ein Ziel: die »Auslese« zu beenden, indem sie dafür sorgt, dass die ganze Welt die grausame Wahrheit erfährt. Doch damit bringt Cia nicht nur sich selbst, sondern auch alle, die sie liebt, in größte Gefahr ...

Im August 2013 erschien der erste Band zur Trilogie „Die Auslese. Insofern eine lange Wartezeit, wie es nun weitergeht in Band 2 „Die Auslese – Nichts vergessen und nie vergeben“. Doch das Ende war mir noch so präsent, weil es mit einem fiesen Cliffhanger endete. Nach der „Auslese“ wird den Überlebenden, denjenigen die den Test bestanden haben, ein Medikament verabreicht, um ihnen die Erinnerung daran zu nehmen. Ohne Cia damals darauf vorbereiten zu können, was sie an der Akademie erwartet, ahnte sie, warum der Vater sich in Schweigen gehüllt, als sie ihn immer wieder mit Fragen nach seiner damaligen Zeit an der Akademie nervte. Viele Fragen, doch nur ganz selten erhielt Cia eine Antwort. Nun heißt es für Cia noch die Aufnahmeprüfung zu bestehen, eigentlich Tests, die sie gern mochte, wo sie zeigen konnte, wie hart sie gearbeitet hatte. Doch jetzt war ihr nicht klar, wenn sie den Test nicht bestand, ob sie den Tag überleben würde. Zu viele waren schon gestorben.
Im Gegensatz zu allen anderen Teilnehmern hatte sich unauslöschlich in Cias Gehirn eingebrannt, was ihr die Aufnahmen des Kommunikators erzählten. Es war ihre Stimme, die sie da hörte und Cia all die schrecklichen Ereignisse der „Auslese“ erzählten. Und nur sie kannte die Wahrheit. Im ihrem Kopf war nur  ein Gedanke: Sie musste die Auslese stoppen, ein für allemal beenden. Aber das würde sie nicht allein schaffen. Doch wie kann sie Tomas, ihrer Liebe, vertrauen?
Wem konnte sie überhaupt vertrauen?
Inzwischen waren sechs Monate nach der „Auslese“ vergangen und heute war der Tag der Entscheidung für die zwanzig Prüflinge gekommen, den zukünftigen Führungskräften des Vereinigten Commonwealth.
Geschrieben in der Ich-Erzählperspektive von Cia befindet man sich direkt in der Handlung. Überhaupt hat mir die Entwicklung der Protagonistin gut gefallen. Dass sie eine starke Persönlichkeit besitzt, war mir schon im ersten Teil aufgefallen. Ihre authentische Weiterentwicklung hat die Autorin durch ihre klaren Worte, ihrem Schreibstil, gut zum Ausdruck gebracht. Ebenso Tomas, der zwar einiges verbirgt, brilliert als Charakter. Aber in keinster Weise überlagern sich beide Protagonisten in der Handlung. Die Nebencharaktere, falls sie denn welche sind, sind gut ausgearbeitet.
Die Grundidee der Trilogie hat mich schon im ersten Band fasziniert. Und dass auch hier Rebellen ein Wort mitzureden haben am weiteren Handlungsverlauf, lag nah. Denn wie sonst könnte Cia ihr Ziel umsetzen, die „Auslese“ zu stoppen.
„Nichts vergessen und nie vergeben“ ist vom Handlungsverlauf ruhiger, nicht so brutal wie der erste Band, aber dennoch fühlt man die Gefahr, die überall lauert.
Man kann es fast ahnen, dass auch der zweite Band mit einem Cliffhanger endet. Allerdings abgeschwächter als ich erst vermutete. Und das ist auch gut so.
Es ist zu hoffen, dass im finalen Band nicht wieder so ein langer Zeitraum liegt. Ich mag das nicht :-)
„Die Auslese – Nichts vergessen und nie vergeben“ ist ein rundum gelungener zweiter Teil der Trilogie. Wie ich schon bei anderen, vorher gelesenen Trilogien egal welches Genre, feststellen musste, ist der Mittelband teilweise ein Sorgenkind mancher Autoren. Zum einen haben sie das Ende des Abschlussbandes vor Augen, aber nicht zu viel darf davon in den zweiten, es ist irgendwie immer ein Balanceakt. Doch dies ist hier nicht der Fall. Es ist davon auszugehen, dass die Autorin den Leser mit einem fulminaten Abschluss überraschen wird.