Ein toller Debüt-Roman!
Bewertet mit 5 Sternen
Obwohl das eigentlich nicht meine Leserichtung ist und mich das Cover nicht wirklich ansprach, habe ich eine wirklich positive Überraschung erlebt. Dieser Debütroman von Ute Jäckle hat mich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt - obwohl weniger passiert, als man eigentlich vermutet. Rein realistisch betrachtet, gehe ich davon aus, dass drei Mädchen in der Hand von irgendwelchen skrupellosen Entführern im Dschungel Kolumbiens weit mehr Gewalt erfahren würden, als Elena, Adriana und Luisa. Hier dauert es sehr lange, bis die Situation tatsächlich eskaliert.
Dennoch ist die Lage ständig angespannt. Man weiß nie, was als nächstes passiert. Carlos ist wirklich ein Pulverfass, ein cholerischer, hasserfüllter Mensch. Auch die Wächter und Boten des Entführerrings sind alles andere als nette Jungs - ganz zu schweigen von den Drahtziehern im Hintergrund. Einzige Ausnahme ist Rico, der durchaus menschlich und sympathisch wirkt. Die Mädchen und die zwei entführten Jungs leben in diesem Camp mit einer ständigen Bedrohung, die sie nicht wirklich fassen können. Sie sind den Launen ihrer Peiniger schonungslos ausgesetzt. Schon der kleinste Fehler kann das Fass zum Überlaufen bringen - dementsprechend vorsichtig verhalten sie sich. Mit Ausnahme von Elena. Es ist daher verständlich, dass ihr Verhalten sie bei ihren Mitgefangenen nicht unbedingt sympathischer macht, denn sie bringt ständig sich und alle anderen in Gefahr. So kommt es auch, dass sie sich irgendwann mit ihren zwei besten Freundinnen überwirft.
Elena wirkt am Anfang wie ein arrogantes, verzogenes Göhr, die anscheinend nicht begreift, in welcher Gefahr sie sich wirklich befindet. Als sie im Lauf der Geschichte Rico immer näher kommt, fragt man sich zunächst, was dahinter steckt. Ist es reine Berechnung - weil Rico sie immer beschützt - oder hat sie tatsächlich Gefühle für ihn? Wie kommt sie mit der Reaktion ihrer Freundinnen und Mitgefangenen klar, als diese die Beziehung entdecken und sich von ihr abwenden? Insbesondere, da sie weiß, dass Rico den Befehl hat, sie alle zu töten im Falle eines Befreiungsversuchs durch Polizei oder Armee? Keine leichte Situation für ein siebzehnjähriges Mädchen, das bisher behütet aufwuchs.
Irgendwann spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu und die Geschichte wird richtig spannend. Erstaunlich fand ich, dass das, was ich eigentlich als Ende erwartet hätte, längst nicht das Ende war. Es ging noch viel weiter. Einige sehr überraschende Wendungen machen alles noch viel spannender. Ach, ist irgendwie doof, wenn man sich so einschränken muss, aber mehr darf ich nicht erzählen, sonst wird es ja für euch langweilig. Eines muss ich aber noch sagen: Bei mir schrie das wirkliche Ende des Buches eindeutig nach einer Fortsetzung. Ich finde, Elenas und Ricos Geschichte wurde noch nicht bis zum Schluss erzählt.
Ich persönlich wüsste sehr gerne, wie es weitergeht und werde mit Sicherheit weiterlesen, wenn es die Fortsetzung geben wird. "Verloren in der grünen Hölle" hatte ich innerhalb von 2-3 Tagen verschlungen. Die Geschichte ist nicht überzogen brutal (was nun gar nichts für mich wäre), aber auch nicht zu romantisch (was irgendwie seltsam gewesen wäre). Es ist eine gute Mischung aus Spannung und Gefühl - daher passt für mich die Bezeichnung "Romantic Thrill, Young Adult" ganz gut.