Rezension

ein unterhaltsames Lesevergnügen

Gray - Leonie Swann

Gray
von Leonie Swann

Bewertet mit 4 Sternen

Bekannt geworden durch ihre „Schafkrimis“, schickt Leonie Swann nun ein ganz anderes Ermittlergespann ins Rennen. Mit Cambridge hat sie noch dazu einen Schauplatz gewählt, der mir gut gefällt. Keine Frage, dass ich diesen Roman sehr gern lesen wollte.

Elliot Fairbanks, ein Student aus bester Familie und bekannt als Fassadenkletterer, stürzt in Cambridge zu Tode. Von der Reinigungsfrau wegen unheimlicher Geräusche im Zimmer des Toten herbeigerufen, ist es Augustus Huff, der Elliots nun verwaisten Graupapageien als erster entdeckt und von ihm zu seinem neuen „Träger“ erkoren wird. Der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft?! Huff ist Elliots Tutor gewesen und anfangs kümmert er sich eher aus einem Gefühl der Verpflichtung um Gray, doch der pfiffige Papagei wächst ihm zunehmend ans Herz.

Unstimmigkeiten rund um diesen Todesfall veranlassen den eigenwilligen „Fast-Professor“, Nachforschungen anzustellen. Recht bald kommt er zu der Erkenntnis, dass es sich weder um Selbstmord, noch um einen Unfall handelt, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach um Mord. Auf der Suche nach möglichen Motiven in Elliots Umfeld,stößt er auf immer neue Ungereimtheiten, die ihn nicht nur einmal auf eine falsche Fährte führen. Doch ungeachtet aller Widrigkeiten und Gefahren, bleibt Huff dran an seinen Ermittlungen  - den vorwitzig-geschwätzigen Gray immer auf der Schulter *gg*.

Die Geschichte bleibt stets bei Huff, ohne große Abschweifungen oder einzelne Figuren näher auszuleuchten. Dadurch lässt sie sich unkompliziert lesen, geht aber auch nicht sehr in die Tiefe. Trotz spannender Momente und der grausigen Todesfälle, liegt der Schwerpunkt doch mehr auf humorvoller Unterhaltung und lebt in erster Linie von den originellen Hauptfiguren und der sich zwischen ihnen entwickelnden Beziehung.

Augustus Huff ist nicht wie andere. Sein zwanghafte Ordnungsliebe, sein Sauberkeitswahn, der Ekel vor Schmutz und Keimen sowie der Drang in jeder Situation stets mit „links zuerst“ voranzugehen ….- all das lässt auf eine Zwangserkrankung schließen, derer er sich durchaus bewusst ist und die er nach Möglichkeit zu verbergen sucht. Und ausgerechnet er lebt nun mit einem Papageien zusammen, der sein Leben ordentlich auf den Kopf stellt. Das macht natürlich einen Heidenspaß und die munteren Dialoge zwischen den beiden sind von großem Unterhaltungswert, oft hintersinnig und voller Situationskomik. Das muss man erst mal so hinkriegen, ohne dass es dümmlich und/oder platt wirkt. Leonie Swan gelingt das für meinen Geschmack bestens.

Nicht jede Komponente der Geschichte fand ich bis ins Letzte stimmig und das ein oder andere Stilmittel wurde für mein Empfinden mit der Zeit etwas überstrapaziert. Auch sollte man den Plot nicht auf unbedingte Glaubwürdigkeit und Logik abklopfen, aber wer Freude an Sprache und eloquenter Unterhaltung mit schönen Formulierungen und originellen Einfällen hat, wird dieses Buch mögen.

Erwähnen möchte ich unbedingt die liebevolle Ausstattung des Buches, ein zeitlos schönes Cover und dazu noch ein putziges „Daumenkino“.