Rezension

Eine Geschichte über eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz im Leben...

Über ein Mädchen - Joanne Horniman

Über ein Mädchen
von Joanne Horniman

Bewertet mit 4 Sternen

"Über ein Mädchen" ist die Geschichte der 19-jährigen Anna, die sich in ihrer Familie mehr denn je als Fremdkörper fühlt. Der Vater trennt sich von der Mutter, die Schwester ist etwas zurückgeblieben in ihrer Entwicklung und ihr Bruder interessiert sich nur für seine Musik. Anna fühlt sich einsam und hält sich für nicht liebenswert, was sie in eine tiefe Depression stürzt.
Als sich die Chance bietet an einem neuen Ort ein neues Leben zu beginnen, schlägt Anna zu. Sie zieht vom Süden Australiens in den Norden und schon kurz nach ihrer Ankunft trifft sie bei einem Konzert auf Flynn, die kleine liebenswerte Angewohnheiten hat und für ihre Musik lebt. Anna ist sofort fasziniert von dieser wunderschönen jungen Frau und wie es der Zufall so will treffen sich die beiden immer wieder. Erst in der Buchhandlung in der Anna arbeitet und schließlich auf der Straße. Zwischen den beiden jungen Frauen entspinnt sich eine Freundschaft, aus der schon bald Liebe wird...

Ich liebe dieses zarte, wunderschöne, perfekt zur Geschichte passende Cover, "very british" ! Sehr überrascht war ich beim Abnehmen des Schutzumschlages, denn hier hat sich der Verlag etwas ganz Besonderes einfallen lassen, das ich hier nicht verraten möchte :)

Joanne Horniman versteht es, mich mit ihrem blumigen und leicht poetischen Schreibstil, den ich als sehr angenehm lesbar empfand, gut zu unterhalten.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. In Teil trifft der Leser auf, eine eher oberflächlich gezeichnete Anna, die ihrerseits auf Flynn trifft. Man verfolgt das erste Aufeinandertreffen, das Kennenlernen und das vorsichtige Annähern.
In Teil Zwei schickt uns die Autorin zurück in Annas Zeit vor Flynn. Dieser Teil hat mir persönlich am besten gefallen, da man Anna etwas näher kennen lernt. Man erfährt etwas über ihre Familiensituation, über ihre Gedanken, darüber wie sie sich selbst sieht. Sie fühlt sich als Fremdkörper in ihrer Umgebung, sieht sich als "nicht liebenswert" und empfindet sich selbst als "nicht gut genug", was sie wiederum in eine tiefe Depression stürzt.
Mit ihrem Umzug an die Nordküste kommen wir dann schließlich in Teil 3 an. Dort geht es zurück ins Hier und Jetzt. Die Beziehung zwischen Anna und Flynn vertieft sich. Es geht um Geheimnisse, Unschlüssigkeit, darum sich selbst zu finden und letztlich auch um die Kunst des Loslassens.

Die Geschichte hat mir an und für sich recht gut gefallen, da sie sich in der Realität bewegt, sehr sensibel beschrieben ist und alltägliche, moderne Themen aufgreift.

Es gab jedoch auch einige Schwachstellen. So fand ich die beiden Protagonisten, auch wenn man doch einiges über sie erfährt, etwas farblos. Zu Anna bekomme ich eigentlich erst durch den zweiten Teil des Buches einen vagen Bezug. Flynn dagegen bleibt mir bis zum Ende fern. Dieses Hin und Her und sich "Nicht-entscheiden-können" ging mir irgendwie auf die Nerven. Einerseits ist dieses Verhalten nachvollziehbar, denn für Flynn ist diese Art der Beziehung neu, aber durch dieses permanente Kommen und Gehen ist immer wieder Anna diejenige die verletzt wird und zweifelnd zurückbleibt, was sie letzten Endes dazu bringt, für sich selbst, die richtige Entscheidung zu treffen.

Fazit:

Die Autorin erzählt hier mit einfühlsamer Schönheit eine Geschichte über eine junge Frau, auf der Suche nach sich selbst und ihren Platz in der Welt, eine Geschichte über die erste große Liebe und den Mut den es braucht um "anders" zu sein. Trotz kleiner Schwächen konnte mich "Über ein Mädchen" voll überzeugen.