Rezension

Eine kleine, starke Frau gibt Hoffnung

Sie konnten mich nicht töten - Soraya Alekozei

Sie konnten mich nicht töten
von Soraya Alekozei

Bewertet mit 5 Sternen

1955 in Kabul/Afghanistan geboren, erzählt Soraya Alekozei ihre Lebensgeschichte. Angefangen bei ihrer Kindheit und einem friedlichen Leben im damaligen Traumland vieler Europäer bis hin zu der Flucht vor den Russen und dem damit verbundenen Heimatverlust. Mit Ehemann und zwei Söhnen flieht sie nach Deutschland, baut sich in Bonn ein neues Leben auf, bleibt aber mit ihrem Herzen Afghanin. Ihr fehlen Gastfreundschaft und ihre Familie. In Deutschland arbeitet sie als Moderatorin beim Radio und hält sich und ihre Familie mit einem Job bei der Post über Wasser. Sie startet von Deutschland aus ein privates Hilfsprojekt als sich die Lage in ihrem Heimatland nach einem Anschlag der Taliban zuspitzt. Irgendwann will sie aber mehr erreichen und aktiver werden, also kehrt sie als Dolmetscherin für die deutschen Soldaten an den Hindukusch zurück. Erschüttert erkennt sie ihre Heimat kaum wieder und versucht mit ihren Mitteln den Menschen in Afghanistan zu helfen. Fünf Einsätze überlebt sie, während andere Soldaten nicht so viel Glück hatten, beim sechsten Einsatz 2011 in ihrer Heimat, wird sie schwer verletzt und kämpft noch heute mit den Folgen.

Die Lebensgeschichte von Soraya Alekozei ist vielmehr als nur eine Biografie. Beim Lesen tauchte ich in ein Land ein, dass in den deutschen Medien oft nur als Brutstätte alles Bösen (Taliban) dargestellt wird. Wie aber leben die Afghanen und wie ist der Alltag der dort stationierten Soldaten? Die Autorin gibt Antworten, bewegende Schilderungen ihrer Erlebnisse in Krisengebiet veranlassten mich zum Nachdenken und Nachforschen, denn die Neugier auf Afghanistan wurde eindeutig geweckt. Alekozei gelingt es, mit einfachen Worten den Niedergang ihrer alten Heimat zu beschreiben und die Leiden der normalen Bevölkerung aufzudecken. Die Autobiografie handelt aber auch von einer starken Frau: Nur 1,55 m groß handelt die energische Frau, um das Leben ihrer Landsleute zu verbessern. Sie spricht nicht nur von Nächstenliebe, nein sie lebt diese auch aus – und kann somit als wahre Heldin und auch Vorbild dienen. Neben all den grausamen und verstörenden Schilderungen über das Leben am Hindukusch, macht das Buch aber auch Mut und weckt Hoffnung. Hoffnung auf ein besseres Leben für alle Menschen, keine Gewalt mehr und kein Krieg mehr.

Soraya Alekozei gilt mein Dank für das Verfassen ihrer Geschichte, die mich sehr bewegte und die jeder lesen sollte, der in Freiheit und Frieden geboren wurde. Und vielleicht geht ihr größter Traum von einem geruhsamen Lebensabend mit ihrem Mann Wali in Kabul ja doch eines Tages in Erfüllung – ich wünsche es ihr von Herzen.