Rezension

Ich bin voller Bewunderung für diese Frau

Sie konnten mich nicht töten - Soraya Alekozei

Sie konnten mich nicht töten
von Soraya Alekozei

Bewertet mit 5 Sternen

Verbeugung vor dieser mutigen Frau !

Als ich dieses Buch nach dem letzten Satz zur Seite legte, dachte ich "Und was jetzt, ein besseres Buch gibt es nicht".
Ich fühl mich immer ziemlich leer, wenn ich so ein richtig gutes, eindringliches, zu Herzen gehendes Buch gelesen habe,
ich habe fast atemlos alles aufgenommen und dann ---Schluß.
Jetzt bin ich bereit, etwas über dieses Buch zu sagen. Hier mischen sich Intelligenz mit Lebensweisheit, Mut, Wahrheit,
Wärme, Kritikfähigkeit, Stärke und die Fähigkeit über die Grenzen zweier so unterschiedlicher Länder: Deutschland und Afghanistan hinweg
Verbindendes zu erkennen und tiefgehend, aber behutsam zu schildern. Diese Buch ist kein lautes Plädojer gegen Gewalt und Krieg, kein
Hass ist zu erkennen, eher eine leise Stimme, die eindringlich mahnt aber auch lobt, wo es angebracht ist.
Sorayah Alekozei ist noch in einer Zeit, 1955 in Kabul geboren, wo es noch Weltoffenheit, Modernität und Gastfreundschaft dort gab, und oft
ein touristisches Ziel für Aussteiger auf dem Weg nach Indien war. Sie gehörte dem Bildungbürgertum an und ihre Eltern gaben ihr den weisen Ratschlag:
"Ihr dürft niemals eure Wurzeln vergessen, aber gleichzeitig darf euch kein Traum zu groß sein!" Vater und Mutter waren gleichberechtigt und sie durfte
sich ihren Beruf aussuchen. Ihr waren keine Grenzen gesetzt. Sehr interessant wird ihre Kindheit und Jugend in diesem farbenprächtigen Kabul geschildert.
Nach der Besatzung der Russen ändert sich alles. Sie geht mit kleinem Kind nach Deutschland zu ihrem Mann. Er studiert schon dort. Sie richtet sich nach
ersten Anpassungsschwierigkeiten auch dort ein, lernt schnell die Sprache und fängt bei der Deutschen Welle, einem Radiosender an und später arbeitet
sie bei der Post. Aber die Sehnsucht bleibt. Sie geht als deutsche Soldatin 2005 für die Bundeswehr in den ersten Einsatz nach Kunduz.
Sie bezeichnet sich als "Eine, die Glück gehabt hatte, all dem zu entfliehen, was für sie zum Lebensalltag geworden war. Eine, die ihre Heimat
trotzdem nicht vergessen hatte". Als Dolmetscherin des Kommandeurs der ISAF hatte sie auch noch etwas Freiraum für soziale Projekte, die ihr besonders
am Herzen lagen. Hochachtung vor dieser Frau, die trotz schwerster Verwundung durch den Anschlag am 28.Mai 2011 nicht von Hass geprägt ist, sondern
alle Sichtweisen verständlich erklärt und viele Quellen zum besseren Verständnis heranzieht. Ein intelligentes, politisch gut recherchiertes und anschaulich
erklärendes Buch. Herzlichen Dank für diesen Einblick, gerade in unserer heutigen, durch Kristen zerütteten Zeit.