Rezension

Eine sehr gefühlvolle Geschichte

Noah und Echo. Liebe kennt keine Grenzen - Katie McGarry

Noah und Echo. Liebe kennt keine Grenzen
von Katie McGarry

Bewertet mit 4 Sternen

„Es wird nicht besser“, sagte ich auf einmal. „Mit dem Schmerz. Die Wunden verheilen oberflächlich, und du fühlst dich nicht mehr ständig, als würde dich jemand mit einem Messer aufschlitzen. Aber wenn du es am allerwenigsten erwartest flammt der Schmerz wieder auf und erinnert dich daran, dass nichts je wieder wie früher sein wird.“ (S.84)

Früher gehörte Echo zu den beliebtesten Mädchen ihrer Schule. Doch eine Nacht, an die sie sich nicht erinnern kann, hat alles verändert. Um herauszufinden, was in jener Nacht wirklich passiert ist, braucht Echo Informationen aus ihrer Therapieakte. Dabei hilft ihr ausgerechnet Noah, der Bad boy der Schule. Nicht ahnend, was die Wahrheit bringen wird, verlieben sich die beiden leidenschaftlich ineinander.

Meine Meinung

  • Handlung / Verlauf der Geschichte

Auf der ersten Seite wird man ohne große Einführung sofort in die Geschichte geworfen. Dabei darf man gleich einen Blick in Echos Gedanken werfen, die deutlich machen, dass bei ihr einiges im Argen liegt.

Ein Vorfall vor ca. 2 Jahren hat Echos Leben komplett auf den Kopf gestellt. War sie davor noch eins der beliebtesten Mädchen an der Schule, die gerne mit ihren Freundinnen zusammen war und den Star der Basketball Mannschaft zum Freund hatte, so ist sie seitdem die totale Außenseiterin, die von allen Seiten schief angeschaut wird. Dass schlimmste ist jedoch, dass sich Echo an nichts erinnern kann, was an jenem Tag, in jener Nacht passiert ist. Geblieben sind ihr nur einzelne Bilderfetzen, die sie in ihren Träumen heimsuchen, und die schrecklichen Narben auf ihren Unterarmen. Ihre Mitschüler haben natürlich ihre eigenen Vermutungen, sodass die wildesten Gerüchte über sie im Umlauf sind. Verständlich, dass sich Echo nichts sehnlicher wünscht als endlich Licht ins Dunkel zu bringen, um wieder ein ganz normales Leben führen zu können…

Der Zufall bringt sie mit Noah zusammen, der auf den ersten Blick so gar nichts mit Echo gemeinsam zu haben scheint. Doch schnell wird klar, dass auch bei ihm nicht alles so rosig aussieht. Früher einmal hatte er ein wunderschönes Zuhause, eine tolle Familie, er war gut in der Schule und ein klasse Basketballspieler…bis seine Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen sind. Danach war nichts mehr so wie es war. Er und seine Brüder wurden getrennt und in unterschiedliche Pflegefamilien gesteckt, in denen Noah  nie so etwas wie Liebe erfahren hat. Sein Vertrauen in andere Menschen hat er dadurch gänzlich verloren und er versucht seinen Schmerz mit Drogen zu unterdrücken.  

Vom ersten Moment an spüren Noah und Echo eine tiefe Verbundenheit zueinander. Endlich scheint es wieder jemanden zu geben, der versteht was in ihren Inneren los ist. Wegen ihren negativen Erfahrungen, die sie bisher machen mussten, wissen sie allerdings nicht wie sie diese Gefühlen füreinander einordnen sollen. Vorsichtig nähern sie sich einander an, wobei sich ihre Gefühle zunehmend verstärken. Gleichzeitig hilft es ihnen auch neuen Mut zu schöpfen und den Kampf gegen ihre Vergangenheit nicht aufzugeben.

Hat einen die Geschichte erst einmal gefangen genommen, lässt sie einen kaum mehr aus ihren Fängen. Der Drang immerzu weiterlesen zu müssen, ist stets vorhanden, schließlich möchte man unbedingt erfahren, was Echo damals passiert ist. Aber man ist auch neugierig wie es mit ihr und Noah weitergeht. Hat ihre Liebe eine Chance? Wird es zum Schluss ein Happy End für die beiden geben? Die Suche nach der Wahrheit geht allerdings nur Stück für Stück voran, sodass man sich wirklich in Geduld üben muss.  Das letzte Drittel war sehr emotional, berührend, aber auch super spannend, sodass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte :)

  • Schreibstil

Katie McGarry schreibt in einfachen, kurzen Sätzen, die jedoch richtig viele unterschiedliche Gefühle und Emotionen transportieren. Ein Schwerpunkt der Geschichte liegt nämlich auf der Gefühlswelt der beiden Protagonisten. Der Leser wird hautnah mit ihren Problemen, ihren Ängsten und ihrem Schmerz konfrontiert, sodass ihm die darauffolgenden Szenen nicht mehr kalt lassen. Verstärkt wird das ganze dadurch, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Noah und Echo erzählt wird. Nebenbei bringt die Autorin viele ernste Themen mit ins Spiel, die einen zum Nach- und vielleicht auch Umdenken anregen.

  • Charaktere

Echo lernen wir als ein sehr schüchternes und zurückhaltendes Mädchen kennen, das von allen Seiten zu hören bekommt, was für sie das Richtige ist. Und da sie es allen gerne recht machen möchte, schweigt sie lieber anstatt ihre Meinung bzw. ihre Wünsche zu äußern. Ihr Leben ist seit dem Vorfall schon kompliziert genug, sodass es ihr ganz gut tut, ein wenig zur Normalität zurückzukehren. Allerdings fällt ihr das nicht gerade leicht. Solange sie nicht weiß was an dem besagten Tag wirklich passiert ist, kann sie nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen. Auf der anderen Seite hat sie aber auch Angst vor der Wahrheit. Echo hat im Verlauf der Geschichte eine großartige Entwicklung durchgemacht, die vor allem Noah zu verdanken ist. Durch ihn wird sie viel selbstbewusster und beschließt eigene Entscheidungen zu machen, um das Leben zu leben, dass sie möchte.

Noah scheint auf den ersten Blick der Bad Boy schlichthin zu sein. Er kommt öfters mal zu spät oder schwänzt die Schule ganz, er trinkt, kifft, hat einen One-Night Stand nach dem anderen und lässt niemanden außer seine zwei besten Freunde an sich heran. Schaut man jedoch hinter seine Fassade zeigt sich die Erklärung für sein Verhalten: Noah hat in den letzten Jahren viel Schmerz, Ablehnung und Verständnislosigkeit erfahren, sodass er aufgehört hat zu glauben, dass sich etwas an seiner Situation verändern wird. Ein wenig Trost geben ihm seine kleinen Brüder, die das einzige sind, was ihm von seinem alten leben geblieben ist. Ich mochte Noah richtig richtig gerne und er tat mir das ein oder andere Mal echt leid.  

Das Verhalten mancher Nebencharaktere konnte ich lange nicht nachvollziehen und habe mich dementsprechend mehrere Male etwas aufgeregt. Erst nachdem sich die ganzen Puzzleteilchen zu einem ganzen Bild gefügt hatten, wurde einiges, worüber ich mich geärgert hatte, in ein anderes Licht gerückt, sodass ich meine Meinung über ein, zwei Charaktere überdacht habe.

Mein Fazit

„Noah und Echo: Liebe kennt keine Grenzen“ von Katie McGarry ist wirklich alles andere als eine 0815 Geschichte. Hat man erst einmal zu Lesen begonnen, dann fällt es einem sichtlich schwer, dass Buch wieder aus den Händen zu legen. Noah und Echos Schicksal berührt von der ersten Seite, macht einen stellenweise aber auch betroffen und traurig. Ich war wirklich beeindruckt wie viel Feingefühl Frau McGarry an den Tag gelegt hat, um mich für die Probleme der beiden zu sensibilisieren. Gleichzeitig ist man natürlich unheimlich neugierig und macht sich mit den beiden Protagonisten daran, die einzelnen Puzzleteilchen (Echos verbliebene Erinnerungen) zusammenzusetzen und endlich Licht ins Dunkel zu bringen.