Rezension

Eine skurrile und liebenswerte Geschichte

Albert muss nach Hause
von Homer Hickam

Bewertet mit 4 Sternen

Homer Hickam der Ältere, beginnt seine Ehe mit einem Handicap. Seine Frau Elsie träumt immer noch von ihrem Jugendschwarm Buddy, einem Charmeur und Tänzer und sogar in Hollywood erfolgreich. Dass es schwer ist einen Traum aufzugeben, versteht Homer, aber als Buddy zur Hochzeit einen Babyalligator schickt, liegt nun gewissermaßen ein Dritter im Ehebett. Elsies Liebe zu Albert, dem Alligator, der sich im Haus auch ausgesprochen wohlfühlt, sprengt allmählich Homers Langmut.

Der Alligator muss weg!! So beginnt ein wunderbares Roadmovie quer durch die Vereinigten Staaten in den 30iger Jahren, geprägt von der Depression und der Armut, die nach der Wirtschaftskrise folgte.
Vom Kohlerevier in West-Virginia – Homer ist Bergmann mit Leib und Seele – geht es über Landstraßen in Richtung Florida.

Doch diese Fahrt hat es in sich. Gleich nach dem Aufbruch schließt sich ein namenloser, geheimnisvoller Hahn dem Trio an. Sie müssen Streiks schlichten, oder in Elsies Fall anheizen, mit Alkoholschmugglern und Entführer fertigwerden und gleich noch einem Filmteam helfen. Es warten Versuchungen und Naturkatastrophen auf die Reisegemeinschaft, aber auch Bekanntschaften mit John Steinbeck und Papa Hemingway.
Homer Hickham jr. hat mit diesem wundervollen, spritzig – amüsanten Buch seinen Eltern ein phantasievolles Denkmal gesetzt. Immer wieder meldet sich an den Kapitelenden der Sohn und Autor zu Wort, so bleibt es dem Leser überlassen, wo er Literatur oder Familiengeschichte liest. Die widerborstige Elsie, die sich so gar nicht mit dem Leben einer Bergarbeiterfrau anfreunden will, der gesetzte Homer, dessen Lebensweg so vorgezeichnet und gradlinig erscheint, beide entdecken auf der Reise nicht nur unbekannte Seiten an sich, sie festigen auch ihre Liebe.
Ja und Albert? Der genießt und grunzt, lässt sich gern am Buch kraulen und wenn sie nicht gestorben sind………
Homer Hickam der Jüngere ist Schriftsteller und Ingenieur und aufwachsen als Sohn eines Bergmanns in West-Virginia. Dass seine Figuren die Namen seiner Familie tragen, manches  Autobiografisches mit einfließt, bringt mir dieses Buch einfach noch näher. Es ist eine wunderschöne, lustig-skurrile Geschichte, die mit unglaublicher Herzenswärme erzählt ist und die ich nur ungern aus der Hand gelegt habe. Das ist wirklich mein Sommerbuch in diesem Jahr.