Rezension

Eine Tragödie

Kaninchenherz - Annette Wieners

Kaninchenherz
von Annette Wieners

Zum Inhalt:
Gesine war Polizistin, aber durch den Tod ihres zweijährigen Sohnes Philipp geriet ihr Leben aus den Fugen. Sie trennte sich von ihrem Mann, schmiss den Job und sagte sich – in gegenseitigem Einvernehmen – von ihrer Familie los. Jetzt arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin und steht in dieser Funktion plötzlich vor dem Grab ihrer Schwester, der Person, der sie die Schuld am Tode Philipps gab. Mareike starb auf unklare Weise und der alte Polizei-Instinkt in Gesine erwacht.

Zum Cover:
Furchen auf einem Acker, - was will uns das sagen? Warum kein Friedhof oder giftige Pflanzen? Typisch Verlag, - Hauptsache düster. Schade eigentlich, dass sich keine Mühe mit der äußeren Form gegeben wird.

Mein Eindruck:
Frau Wieners liefert ein im Großen und Ganzen gelungenes Debüt mit „Kaninchenherz“ ab. Die Idee, Gesines Aufzeichnungen über giftige Pflanzen als Einführung für die einzelnen Kapitel zu wählen, ist spannend und bietet einen unerwarteten Einblick in ihre Seele und die Flora.
Die Geschichte um die Vorgänge von damals und das Geschehen jetzt zieht die Lesenden schnell in ihren Bann. Schade ist allerdings, dass die Sympathien schnell durch eine wirklich plakative Schwarz-Weiß-Malerei der Autorin verteilt sind. Vor allen Dingen die Eltern Gesines verhalten (und verhielten) sich dermaßen unmöglich, dass man ihnen jeden Herzanfall gönnt. Dermaßen kaltschnäuzig über den Tod ihres Enkelkindes hinwegzugehen und die trauernde Tochter nicht nur alleine zu lassen, sondern sie in ihrer Trauer noch zu beschimpfen, - das ist schon fast unglaubwürdig (selbst in einer Fiktion).
Aber die Story ist gut konstruiert, man fiebert mit Gesine und der (ein bisschen farblosen) Kommissarin Olbert und erlebt einen Showdown, der es in sich hat.
Fraglich bleibt, ob sich die im Klappentext angekündigte Serie mit Gesine oder Marion Olbert beschäftigen soll. Letztere hätte dann etwas mehr Charakterzeichnung nötig.

Fazit:
Prima Story, die Personen zum Teil leider unglaubwürdig oder blass. Aber eine Hauptprotagonistin, die zu jedem Zeitpunkt überzeugt.

4 Sterne