Rezension

Eine wunderbar poetische Sprache

Essen mit Freunden - Ilke S. Prick

Essen mit Freunden
von Ilke S. Prick

Liebe, Leidenschaft und Therapie.
Kochen bedeutet für Luise Liebe, Leidenschaft und manchmal sogar Therapie. Liebe, weil sie das Kochen wie die Luft zum Atmen braucht. Leidenschaft, weil sie ihr ganzes Herz und ihre ganze Liebe in die Töpfe und Pfannen gibt. Therapie, weil sie seit Jahren das gedemütigte Mädchen für alles bei Text-Berg ist. Doch eines Tages bricht es aus Luise heraus, sie kündigt den ungeliebten Job und lässt die ewigen Launen ihrer Chefin hinter sich. Doch vom Kochen allein kann sie nicht Leben. Oder doch? Warum eigentlich nicht? Mit der Unterstützung ihrer Freunde lässt sie ihre Fantasie spielen und lässt ihre Träume Wirklichkeit werden.

Die Idee ist ganz simpel. Luise möchte die Menschen mit ihren Mahlzeiten erreichen, verzaubern und ihnen im besten Fall ein paar tolle Stunden mit geliebten Menschen schenken. Die Idee scheint aufzugehen. Luise Projekt Essen mit Freunden zündet und schon kann sie sich kaum vor Angeboten retten. Der Job lässt keine Wünsche offen, doch im Privatleben hat Luise noch einigen Bedarf an Änderungen: Ihre Mutter kann nach dem Tod von Luises Vater das Alter nicht akzeptieren und erlebt dank ihrer Liebe Paul eine zweite Jugend. Liebe – ein Thema, das schon lange bei der Tochter auf Eis liegt. Gäbe es da nicht Essen mit Freunden, denn plötzlich gerät ihr Gefühlsleben völlig durcheinander.

"Wenn du jemanden willst, musst du bereit sein, dich zu zeigen, und darauf hoffen, gesehen zu werden. Mit allem, was du bist, auch auf die Gefahr hin, dich lächerlich zu machen. Je mehr Erfahrungen du hast, desto schwieriger wird das allerdings. Wenn du es dann aber trotzdem wagst, ist es doch völlig egal, ob du das bei einer Vorspeise mit Austern tust oder bei einem Wurstbrot." – Seite 173 –

Ein Roman der das Herz berührt und manchmal fast am Gaumen kitzelt.
Essen mit Freunden ist ein Roman, der mit seiner poetischen Sprache die Herzen seiner Leser erreicht und ganz nebenbei die Lust am Kochen weckt. Allerdings habe ich bei diesem Roman ein riesiges Problem, weshalb ich auch einfach nicht mehr als drei Herzen vergeben kann: Die Protagonistin und ich lagen einfach nicht auf einer Wellenlänge. Zunächst habe ich mich ihr verbunden gefühlt, sie gemocht und für den ungewissen Weg der Kündigung bewundert. Doch dann bröckelte die Sympathie. Es gab zunächst mehrere kleine Gründe wie zum Beispiel den Umgang mit der eigenen Mutter nach dem Tod des Vaters – gut gemeint ist nicht immer gut gekonnt. Doch ausschlaggebend war für mich der Revierkampf beim Kochen. Für mich bedeutet Kochen einfach nur Spaß, der sich nicht mit negativen Gefühlen vereinbaren lässt. Und noch ein Punkt störte mich an Luise massiv – die Angewohnheit, sich stets schmachtend nach vergebenen Männern zu sehen.

Ilke S. Prick schuf mit ihrem Roman für mich eine Welt, die ich trotz der gewöhnungsbedürftigen Protagonistin nicht verlassen mochte. Die Sprache versetzte mich in eine Welt, in der ich mich sofort wohlfühlte und die ebenso liebevoll ausgearbeitet war, wie die tollen Rezeptideen, die Luise immer wieder in den Sinn kommen und dem Leser das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Essen mit Freunden ist auf jeden Fall DER Roman für Kochfreunde. Zwar konnte mich die Protagonistin nicht überzeugen, doch die anderen Charaktere sowie die die liebevolle Umsetzung des Romans haben mir trotzdem einige schöne Stunden bereitet. Dieser Roman wird zumindest nicht mein letzter Roman von Ilke S. Prick sein, die ich bisher nicht kannte.