Rezension

Entweder man liest es hintereinander oder man verliert sich.

Das Mona-Lisa-Virus
von Tibor Rode

Bewertet mit 4 Sternen

Schon der Klappentext lässt einen Zwiespalt erahnen etwas zu tun oder zu lassen, obwohl das Bauchgefühl sagt, dass es falsch ist. Ein Virus und ein Gemälde haben erst einmal nichts gemein und ein Virus kann ein Gemälde nicht verseuchen. Oder? Was also steckt in diesem Thriller?

Redaktioneller Hinweis: Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Cover

Der erhabene Schriftzug, das abblätternde Papier ... Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Und die Umsetzung, auch nur die Idee, lediglich einen Teil der Mona Lisa zu zeigen und dann auch noch altersentsprechend (ich meine das Alter des Gemäldes) sind gelungen!

Inhalt und Aufteilung des Buches

Das 442 Seitenbuch besteht aus Klappentext, Prolog, 110 Kapiteln einem Epilog und einem Nachwort. Im Anhang sind zusätzlich eine weitere Leseprobe und Informationen zu weiteren Büchern zu finden.
Im innenliegenden Klappentext ist das vollständige fünfte Kapitel abgedruckt. Dies verwirrt aufgrund der Kürze nicht, sondern lässt den Zwiespalt erahnen etwas zu tun oder zu lassen, obwohl das Bauchgefühl sagt, dass es falsch ist. Der hintere Umschlagtext enthält wichtigste Informationen zum Autor. Die Kurzbeschreibung vom Buchrücken stimmt mit einer weiteren mysteriösen Überschrift auf den Inhalt ein und umreißt die Story, doch wer zuerst den Prolog liest, weiß schnell worauf er sich einlässt, denn dieser packt das Herz des Lesers und lässt es ängstlich bis zum Kapitel eins schlagen, wo eine Prise Mitgefühl hinzugetan wird, so dass es wieder still wird und weitere Kapitel aufschlägt, dass es vermag das Blut wieder neugierig durch die Adern zu pumpen.

Diese beschreiben das Verschwinden von Schönheitsköniginnen, die später entstellt wieder auftauchen. Sprengungen von oder in Gebäuden, die Zerstörung eines Wandgemäldes und der Angriff digitaler Kunstwerke durch Computerviren stehen in direktem Zusammenhang. Es ist ein weltumspannendes Problem, sodass das FBI als übergeordnete Behörde ermittelt. Diese sammelt üblicherweise Beweise und arbeitet mit den jeweiligen Ermittlungsbeamten eines Landes zusammen. Der Ort des Geschehens wird durch die Ortsangabe eines jeden Kapitels verdeutlicht, die Schnelligkeit der einzelnen Handlungsstränge durch kurze Kapitel, sodass das Gesamtgeschehen jederzeit präsent ist.
Wer im Hintergrund die Fäden zieht bleibt lange unklar, jedoch verstehen die Täter ihre Absichten mit Gewalt und Entführungen durchzusetzen.

So packen nicht nur Klappentext, Prolog und das erste Kapitel den Leser, sondern zwingen ihn auch sich schnell mit verschiedenen Akteuren vertraut zu machen. In Kapitel 5 kommt noch ein Zeitsprung ins 1500 Jahrhundert dazu.
In jedes Kapitel liest man sich ein, beginnt die fiktive Welt mit Augen der beschriebenen Person zu sehen und wird in den Handlungsort erneut hineingezogen, egal ob wo ein Geschehen angesiedelt ist: Florenz, Boston, Warschau, Sao Paulo, New York, Leipzig, Acapulco, Coyuca de Benitez, ...
Die Schwierigkeit liegt bei den vielen kurzen Kapiteln darin, immer wieder aus einer anderen Sicht in die Geschichte ‚einzutauchen‘. Es gibt somit viele Handlungsstränge und Orte, die erfordern das Buch an einem Stück durchzulesen.
Jeweils passende Nebenhandlungen sind erfrischend realitätsnah eingearbeitet. Die Gedankengänge der Personen dringen in die Gedankenwelt des Lesers und lassen ihn aus erster Hand erfahren, wie die Protagonisten ticken.
Leider sind Auflösungen spannender Geschehen mitunter enttäuschend. Spannungsbögen werden aufgebaut, der Leser fiebert mit, wie ein Diebstahl überhaupt noch durchgeführt werden kann, wenn so viele Personen anwesend sind um dann statt des erwarteten „Wow-Effektes“ zu schnell abzuflachen. Auch könnte die Spannung am Laufsteg durchaus vertieft werden, wenn erklärt wird, wie kurzfristige Maßnahmen zeitlich noch umgesetzt werden konnten.
Auf der anderen Seite sind viele Hintergrundinformationen enthalten, die interessant und glaubhaft niedergeschrieben sind, sodass man durchaus versucht ist, nachzuforschen was davon stimmt oder belegt ist. Epilog und Nachwort klären das Geschehen vollends auf und erläutern Hintergründe.  

Zielgruppe

Eindeutig erfahrende Leser, die Zeit haben ein Buch am Stück zu lesen und die sich an einer Geschichte mit Hintergrundinformationen erfreuen.

Stil

Absatzweise Formatierung erleichtert das Erkennen des jeweiligen Sprechers und unterstützt flüssiges Lesen. Das Geschehen im Zeitraum 1500 ist kursiv dargestellt, was hilft zumindest diesen Handlungsstrang sofort visuell zuzuordnen. Die Sicht auf das Geschehen ändert sich jeweils mit den Kapiteln.

Verständlichkeit

Aufgrund der vielen Orte und Personen muss der Leser am Ball bleiben, aber durch die Unterteilung mit Ortsangaben bleibt der Thriller verständlich. Viele detaillierte Ausführungen sind mit Hintergrundinformationen gespickt, was den Text weiter interessant macht ohne den Eindruck zu erwecken, dass hier Wissen vermittelt werden sollte. Von daher bringt das Buch einen angenehmen Lernfaktor oder Aha-Effekt unter.   

Umfang

Die gedruckte Ausgabe liegt trotz der vielen Seiten gut in der Hand und der Umschlag ist robust genug, um wohl mehrere Urlaube gut zu durchstehen.

Fazit

Kleine Nebenhandlungen und detaillierte Ausführungen machen das Buch zu einem Genuss, der leider durch zu viele Handlungsstränge gemindert wird. Insbesondere der Rücksprung ins 1500 Jahrhundert ist überblätterbar.

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