Rezension

Es hätte doch so schön werden können...

Riley - Das Mädchen im Licht - Alyson Noël

Riley - Das Mädchen im Licht
von Alyson Noël

*Worum geht's?*
Kaum hat sich Riley dazu entschlossen, endlich die Brücke zum Jenseits zu überqueren, da wünscht sie sich, sie hätte es nicht getan. Das "Hier", wie es alle nennen, ist absolut nicht ihr Fall! Als sie vor den großen Rat tritt, um ihre Seelenaufgabe zugeteilt zu bekommen - sozusagen den "Job" im "Hier" - erhält sie tatsächlich die Chance, zurück auf die Erde zu gelangen. Allerdings nicht so, wie sie es sich wünschen würde. Sie soll dort Seelen, die sich weigern, in das "Hier" überzugehen, davon überzeugen, sich ihrem Schicksal zu stellen. Zusammen mit ihrem geliebten Hund Buttercup und dem jungen Bodhi, den Riley für den absoluten Loser hält, begibt sie sich nach Warmington Castle in London, um ihren ersten Auftrag auszuführen.

*Kaufgrund:*
Riley, Evers aufgeweckte kleine Schwester, war mein Lieblingsnebencharakter aus der "Evermore"-Reihe. Mit ihren witzigen und frechen Sprüchen hat sie dafür gesorgt, dass ich mich auf jede Szene mit ihr freute. Umso erfreuter war ich, als ich erfuhr, dass Alyson Noël Riley eine eigene Reihe widmete - Schwupps, da war das Buch auf schon auf der Wunschliste.

*Meine Meinung:*
Nachdem "Evermore - Das dunkle Feuer" leider eine riesige Enttäuschung für mich war, konnte ich es nicht vermeiden, mit Vorurteilen und großer Sorge an "Riley - Das Mädchen im Licht" heranzugehen. Trotzdem hat mich Riley als Charakter zu sehr fasziniert, um die Finger von dem Einstieg in die "Riley"-Reihe zu lassen. Bedauerlicherweise sollte sich herausstellen, dass meine Sorgen nicht unbegründet waren...

Noël Schreibstil ist und bleibt einfach, leicht und nicht anspruchsvoll, dafür aber sehr anschaulich. Man merkt ihm deutlich an, dass die Autorin mehr Wert darauf legte, ihre Charaktere durch eine Art "Teenie-Slang" authentisch wirken zu lassen. Wären die Figuren an sich nicht schon unnatürlich, wäre dies auch sicherlich ein Pluspunkt. Mit dieser Kombination wirkt es allerdings beinahe überladen.

Als ich das Buch in der Hand hielt, war ich begeistert von der Idee, Riley durch ihr Leben im "Hier" zu begleiten. Blöd nur, wenn man als Leser kaum Informationen über das "Hier" bekommt. Ich hoffe sehr, dass Noël in den Folgeteilen deutlicher darauf eingehen wird. Sehr bald verschlägt einen die Geschichte wieder zurück auf die Erde. Der Hintergrundgedanke, Riley als Seelenfängerin auszubilden, hat mir gut gefallen, wurde leider aber miserabel umgesetzt. Denn Riley braucht keine Ausbildung, nein, sie ist eben Riley und kann alles perfekt. Insgesamt ist die Handlung sehr vorhersehbar und bietet keine überraschenden Wendungen. Zum Ende hin gibt es dann allerdings doch noch eine kleine positive Steigerung.

Die Charaktere waren mit Abstand die größte Enttäuschung für mich. Riley war mein Lieblingsnebencharakter, eigentlich sogar mein Liebling unter allen Figuren in der "Evermore"-Reihe, doch sie ist in ihrer eigenen Buchreihe kaum wiederzuerkennen. Sie ist über alle Maßen oberflächlich, selbstbezogen und beinahe unausstehlich. Okay, sie ist ein Teenager, sie ist frustriert, völlig verzweifelt und möchte sich nicht damit abfinden, tot zu sein. Für all diese Punkte könnte man als Leser einen Funken Verständnis aufbringen, wenn Riley nicht immer wieder eindrucksvoll beweisen würde, dass sie diesen Funken nicht verdient. Da die Geschichte aus ihrer Sicht geschrieben wurde, wirkt ihre Art noch extremer. Außerdem ist sie eine Alleskönnerin, alles fliegt ihr zu, und natürlich ist es Riley, die das schafft, was noch nie jemand vorher vollbringen konnte. Solche Charaktere sind unnatürlich und man kann sich ganz schlecht mit ihnen identifizieren.

Bodhi, die einzige Figur neben Riley, die irgendwie eine Rolle spielt, ist mir von Anfang an sympathischer als Riley. Leider erfährt man über ihn kaum etwas und somit bleibt auch er ein sehr platter Charakter. Auf sonstige Nebenfiguren wird während des Romans nicht eingegangen.

Zum Ende hin wird es tatsächlich besser. Die Handlung beginnt, eine gewisse Spannung aufzubauen, und auch die Charaktere haben sich im Laufe des Geschehens verändert. Sogar Riley konnte durch ihre Einsicht und Selbstreflektion wieder Punkte bei mir sammeln.

*Cover:*
Die Blumen, aus denen kleine Tierchen fliegen, entwickeln sich langsam aber sich zu einem Markenzeichen von Alyson Noël. Man sieht dem Buch sofort an, von wem es geschrieben wurde, und wäre nicht der große Titelschriftzug darauf, würde man es glatt für eine Fortsetzung der "Evermore"-Reihe halten. Nichtsdestotrotz gehören diese Cover zu meinen Lieblingen. An dieser Stelle ein großes Lob an die Designer! Auch wenn der Inhalt nicht viel hergibt, so ist es wenigstens schön anzusehen.

*Fazit:*
Schade, ich habe so große Hoffnungen in "Riley - Das Mädchen im Licht" gesetzt und bin enttäuscht worden. Die Idee der Geschichte hat doch so viele Ausarbeitungsmöglichkeiten offen gelassen, warum hat sich Noël bloß für diesen Weg entschieden? Für das letzte Viertel des Buches, indem mir Handlung, Spannung und Charaktere doch noch gefallen haben, vergebe ich 2 Sterne. Der Fortsetzung, "Riley - Im Schein der Finsternis", werde ich trotzdem noch eine Chance geben.