Rezension

Familiengeschichte über mehrere Generationen

Leonore und ihre Töchter - Gina Mayer

Leonore und ihre Töchter
von Gina Mayer

Bewertet mit 4 Sternen

Schauplätze sind Ratingen, Düsseldorf und Paris in den Jahren 1813, 1823, 1848 und 1900. Die aus einfachsten Verhältnissen stammenden Kinder Anton und Luise freunden sich mit Leonore an, deren Tante die Textilfabrik betreibt, in der sie arbeiten. Sie erfinden das Spiel um die „Erlkönigin“,  die das Lebensglück der Menschen rauben will. Als junge Erwachsene werden Leonore und Anton, der auch Luise liebt, ein Liebespaar. Von Anton geschwängert, geht Leonore mit ihm die Ehe ein und weist einen gesellschaftlich ebenbürtigen Freier ab. Die eifersüchtige Luise verwünscht das Brautpaar und prophezeit ihm lebenslanges Unglück. Aus Leonores und Antons Ehe gehen nach mehreren Fehlgeburten als einzige Kinder Mathilde und ihr Zwillingsbruder hervor. Letzterer begeht Suizid. Mathilde gibt dem Werben eines geliebten Musikers nicht nach, sondern geht eine Vernunftehe mit dem Neffen des Mannes ein, der einst Leonore umwarb. Ihre Tochter Dora wird in Paris nach langjähriger Ehe von ihrem Ehemann zugunsten seiner Mätresse verlassen. Ihre Tochter Nanette macht sich Hoffnungen auf eine Ehe mit einem reichen, kunstsinnigen Bankierssohn, der sich aber nicht eindeutig zu ihr bekennen will. Nanette und Dora machen sich daran, die alte Geschichte um die  „Erlkönigin“ aufzuklären. Dabei stoßen sie auf ein Familiengeheimnis.

 

Diese Geschichte ist eine Mischung zwischen historischem Roman und Familiensaga. Im Vordergrund stehen eindeutig drei Frauen verschiedener Generationen einer Familie über nahezu ein Jahrhundert. Gemeinsam ist ihnen, dass sie starke Frauen sind, die sich dem jeweiligen Bild der Gesellschaft ihrer Zeit von Frauen nicht beugen. Das macht sie zu interessanten Persönlichkeiten, die den Leser zum Nachdenken bringen über die Rolle der Frau früher und heute. Angesiedelt ist die Geschichte in der Zeit zwischen Anfang des 19. Jahrhunderts und dem Jahr 1900. Die in diese Zeit fallenden politischen und gesellschaftlichen Ereignisse hat die Autorin gut recherchiert und thematisiert. Als da sind die Industrialisierung in Deutschland, die Revolution von 1848, die Suffragetten-Bewegung. Das Ganze wird recht anschaulich dargestellt.

 

Gefallen hat mir, dass das Gedicht „Der Erlkönig“ von Goethe eingangs des Buches abgedruckt ist. Schließlich kann man seine Kenntnis heute nicht mehr voraussetzen. Abgewandelt spielt es ja in der Geschichte selbst eine Rolle, wenngleich es für mich als moderner Frau nicht recht nachvollziehbar ist, wie die Protagonistinnen, die doch aus dem Bildungsbürgertum kommen, so abergläubisch sein können, an einen Familienfluch zu glauben. Die große Bedeutung, die der „Erlkönigin“ im Klappentext beigelegt wird, hat sie letztlich im Buch gar nicht.

 

Ein Buch, das ich Leserinnen historischer Romane empfehlen kann.