Rezension

Fesselnder historischer Krimi

Engel des Todes -

Engel des Todes
von Thomas Ziebula

Bewertet mit 5 Sternen

„...Gefährlich ist´s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn! Jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn...“

 

Dies Worte von Schiller hat Valerie rezitiert, bevor sie auf der Bühne den Wahnsinn getanzt hat. Sie ist eine Könnerin in ihrem Fach und zieht die Besucher in ihren Bann. Zu dem Zeitpunkt konnte sie noch nicht ahnen, das die Worte nicht nur auf die Situation wenige Stunden später in Leipzig zutreffen, sondern in ihr ganz persönliches Leben eine Rolle spielen werden.

Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der dritte Teil mit Kriminalinspektor Stainer.

Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er gibt die brisante Situation und die Undurchsichtigkeit der Lage wieder, bezieht aber auch ganz persönliche Schicksale gekonnt ein.

Wir schreiben den März 1920. In Berlin wollen durch den Kapp – Putsch ewig Gestrige die alte Lage erneut herstellen. Plötzlich stehen sich auch in Leipzig das Militär und die Demonstranten gegenüber.

Währenddessen hat Kriminalkommissar Stainer einen schwierigen Fall zu lösen. Hauptmann Westhof wurde getötet und verstümmelt. Im Gegensatz zu Stainer kenne ich den Täter. Ab und an lässt mich der Autor einen Blick in seine Seele werfen. Das geschieht in zweierlei Hinsicht. Einerseits darf ich ihn durch Leipzig begleiten und seine abstrusen Gedanken verfolgen, andererseits erfahre ich bei seinem Besuch des Psychiaters die Gründe, die in heftigen Kriegserlebnissen liegen.

 

„….Das Völkerschlachtdenkmal war mehr als ein Bauwerk. Es war ein tatsächlich Zeichen. Ein Zeichen für ihn, ein Zeichen dafür, dass die erst begonnene Schacht noch lange toben würde...“

 

Oberstleutnant August von Herzog will die Armee verlassen. Momentan aber muss er sich um die Ausschreitungen während des Putsches in Leipzig kümmern. Das nimmt ihm seine Freundin, die Tänzerin Valerie, übel. Ihrer Meinung nach hat er zu springen, wenn sie ruft. Ab und an kommt im persönlichen Bereich eine leise Spur von Humor auf.

 

„...“Misslungener Sturmangriff?“ Der Wirt stellte ihm einen doppelten Cognac hin. Von Herzberg zuckte die Schultern. „Eher ein verlustreicher Rückzug.“ „Das ist der Unterschied, Herr Oberstleutnant: Der Feind ist berechenbar, eine Frau nicht.“...“

 

Die Ermittlungen für Stainer sind schwierig, zumal einem bei den Aufenthalt in Leipzigs Straßen die Kugeln um die Ohren fliegen. Dass es dabei viele Unschuldige und Unbeteiligte trifft, scheint keinen zu interessieren. Stainer konstatiert dazu:

 

„...Einen wie Heinze ausgerechnet jetzt auf der Straße mitmischen zu lassen, ist, wie Feuer mit Benzin zu löschen...“

 

Für Stainer aber sollte es nicht bei einem Tatort bleiben. Der Täter arbeitet akribisch seine Liste ab.

Auf beiden Innenseiten befindet sich ein Karte von Leipzig anno 1920.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen haben neben dem hohen Spannungsbogen insbesondere die gut recherchierte und wiedergebene politische Lage rund um den Kapp – Putsch.