Rezension

sehr gut! mit 100-jährigem deutschem Geschichtsbezug

Engel des Todes -

Engel des Todes
von Thomas Ziebula

Bewertet mit 5 Sternen

Thomas Ziebula hat mit dem dritten Kriminalroman unter dem Titel „Engel des Todes“ seine Reihe um Kriminalinspektor Stainer fortgesetzt. Dieser spielt im März 1920 in Leipzig, es geht drunter und drüber nach dem Kapp-Putsch in Berlin [nachzulesen zum Beispiel unter https://de.wikipedia.org/wiki/Kapp-Putsch]. Weder bei der Polizei noch beim Militär oder der Stadtführung ist man sich einig, für wen man nun die Daumen drücken soll. Befehlsketten werden durchbrochen, es herrscht Panik und Aufruhr unter den Menschen in der Stadt.

Ausgerechnet jetzt treibt ein Mörder sein Unwesen, mordet scheinbar willkürlich und sehr brutal. Bis Stainer und seine Mannen hier eine Verbindung zwischen den Taten finden, das dauert. Nicht nur die Barrikaden der Arbeiter lassen ein schnelles weiterkommen von A nach B zu, auch das Militär fakelt nicht lange und hält flott dagegen. Dass es dann tatsächlich zu ersten Schießereien kommt, liegt auch an einer Intrige innerhalb der Polizei, die einen alten Bekannten aus dem
Gewahrsam entlässt.

Unser Täter ist währenddessen auf seiner ganz eigenen Mission unterwegs, nutzt aber auch die bürgerkriegsähnlichen Zustände der Stadt für sich. Bei allen Aktionen, das kann ich verraten, wird sehr viel Blut vergossen. Das ist nicht für jeden etwas. Und die Kriminalisten kommen ganz ohne den heutigen Techniken ganz gut zurecht. Es mag länger dauern, nicht jede Spur wird sogleich erkannt oder perfekt genutzt. Aber die Geschichte spielt sich ja auch 100 Jahre früher ab. Also kein Internet und Co, selbst Telefone sind noch nicht überall verbreitet.

Außerdem gibt es da eine Tänzerin, sehr selbstbewusst, egozentrisch, ichbezogen, wehe, sie bekommt nicht ihren Willen. Ihr jetziger Freund ist beim Militär, jaja, sie steht auf Helden und Uniformen. Dass ihr Held aber auch mal arbeiten muss, kommt ihr überhaupt nicht in den Sinn. Der muss nämlich den Aufruhr niederschlagen, obwohl er innerlich bereits gekündigt hat und ganz andere Wege gehen will. Ihr Tanz ist allerdings auch eine Art Waffe, und so kommt es, dass sie Tanzverbot erhält.

Hier kommen die Bekanntschaften von Stainer ins Spiel, seine Flamme, deren Tochter und andere Frauen helfen unserer Tänzerin. Die Ex von Stainer ist mit einem Kollegen von ihm verheiratet, durch eine Kriegsverletzung ist er allerdings nur noch als Hausmeister bei der Polizei. Jetzt kommt es schon zu vielen durcheinander geratenen Szenen, die alle miteinander zu tun haben und letztendlich wieder auseinander geschnürt werden. Die Tochter seiner Ex wird bei den Krawallen verletzt, die Tänzerin entpuppt sich als nicht wählerisch bei ihren Bettgeschichten.

Stainer hetzt zwischen Krankenhaus und Tatorten hin und her, weiß nicht, hat er nun eine neue Freundin oder nicht. Gemordet wird, gejagt und ein furioses Ende erwartet die Leserschaft. Und dann gibt es noch einen Cliffhanger, der es in Sich hat. Da kommt doch sicher noch ein Band?

Man mag sich gar nicht vorstellen, was im März 1920 losgewesen sein muss. Wer hält zu wem, wer gibt als erstes auf? Kaum zu glauben, dass sich gerade wieder Ähnliches in unseren Breitengraden, und noch schlimmeres, abspielt.

 

Über den Autor findet sich unter https://www.rowohlt.de/autor/thomas-ziebula.html lesenswertes, ebenso unter https://www.autorenwelt.de/person/thomas-ziebula auf der weitere Werke vorgestellt werden.