Rezension

Gelungener Abschluss

Töchter eines neuen Morgens -

Töchter eines neuen Morgens
von Maria Nikolai

Bewertet mit 5 Sternen

„...Dass sie schon bald nach Aufnahme ihres Studiums diese Wohnung und mit Lola zugleich eine wunderbare Mitbewohnerin und Freundin bekommen hatte, empfand sie noch immer als großes Glück. Denn für weibliche Studenten war es schwierig unterzukommen...“

 

Wir schreiben das Jahr 1927. Katharina, die jüngste der Lindner – Schwester, kommt ihrem großen Ziel immer näher. Das Studium der Medizin füllt sie aus. Sie interessiert sich besonders für die Frauenheilkunde.

Auch der dritte Band der Saga erzählt eine spannende Geschichte. Gekonnt wird die historische Entwicklung mit den Handeln der Personen verknüpft.

Der Schriftstil ist ausgereift. Er lässt sich angenehm lesen.

Eva, zu Katharinas Freundeskreis gehörend, ist Studentin der Kunstakademie. Der dortige Professor lässt nichts anbrennen. Walli, die oft dann gefragt ist, wenn sein Tun Folgen hat, meint:

 

„...Der schickt nur seine Laufburschen. Aber ich sag ihnen eins: Wenn der alle Kinder, die der schon gemacht hat, selbst hätt austragen müssen, wär der längst unter der Erde...“

 

Als es bei Eva nach einer illegalen Abtreibung zu Komplikationen kommt, lernt Katharina den Arzt Thomas von Bogen kennen. Der wird so charakterisiert:

 

„...Die Arbeit erfüllte seine Tage, die Musik seinen Geist. Mehr erwartete er nicht vom Leben. Nicht mehr...“

 

Neben seiner Arbeit in einer Privatpraxis führt er noch eine Armenpraxis. Dort bietet er Katharina eine Stelle an. Deutlich wird, wie wichtig es ist, Frauen in der Medizin zu haben. Nicht jede Patientin ist gewillt, sich vor Thomas auszuziehen. Die übernimmt Katharina. Dabei muss sie allerdings vorsichtig sein. So lange sie ihr Studium nicht abgeschlossen hat, kann sie damit Ärger bekommen. Und Edmund, Mitstudent von Katharina, würde ihr gern etwas am Zeug flicken. Er ist bei ihr nicht angekommen und wird öfter wegen seiner mangelnden Kenntnisse bloßgestellt. Dass eine Frau besser im Studium ist wie er, passt nicht in sein Weltbild.

Eines Tages glaubt Edmund, Katharina bei einer unerlaubten Handlung erwischt zu haben. Er zeigt sie an. Wie wird sich Thomas von Bogen dazu positionieren? Wird die gerade erst aufkeimende Liebe zwischen ihm und Katharina halten?

Intensiv und von verschiedenen Seiten wird das Thema Abtreibung im Buch diskutiert. Die Mitglieder der Sexualberatungsstätte sehen dies als Mittel der Wahl, Thomas ist dagegen. Das ist auch seinem persönlichen Schicksal geschuldet. Die Ärztin Else Kienle sucht einen Mittelweg. Sie wog sorgfältig ab und berücksichtigte dabei auch den sozialen Faktor. Damit war sei ihrer Zeit weit voraus.

Die Geschichte spielt in einer Zeit, wo die Frauen zunehmend um ihre Gleichberechtigung kämpfen. Doch erste dunkle Wolken am Horizont machen deutlich, dass man schnell gewillt ist, dies zurückzudrehen. Starke Frauen sind nicht gewollt. Und das lässt man sie spüren, wenn man die Gelegenheit dazu hat.

Ein inhaltsreiches Nachwort rundet das Buch ab. Ergänzt wird die Geschichte durch ein Glossar und ein ausführliches Personenverzeichnis.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.