Rezension

Gelungener Serienauftakt

The Real Thing - Samantha Young

The Real Thing
von Samantha Young

Rezension zu The Real Thing von Samantha Young

 

Titel: The real thing „Länger als eine Nacht“ (Hartwell Love Stories 1)

Autor: Samantha Young

Verlag: Ullstein Buchverlage

Genre: Liebesroman

Preis: 9,99 €

Erscheinungsdatum: 09.09.2016

Isbn: 978-3548288666

 

„Länger als eine Nacht“ ist der erste Band einer Reihe. Alle bislang erschienen bzw. Geplanten Bücher im Überblick:

 

Band 1: The real thing „Länger als eine Nacht“ - erschienen am 09.09.2016

Band 2: Every little this „Mehr als nur ein Sommer“ - erscheint am 10.03.2017

 

Inhalt:

 

Jessica Huntington ist Ärztin und arbeitet in einem Frauengefängnis. Sie hangelt sich von einer losen Beziehung zur nächsten. Eines Tages entdeckt sie nie abgeschickte Liebesbriefe einer ehemaligen Insassin. Sie folgt der Adresse auf den Umschlägen nach Hartwell, Delaware, einem kleinen gemütlichen Ort an der Ostküste der USA. Dort stolpert sie in Cooper Lawsons Bar am Boardwalk von Hartwell und kurz darauf in sein Herz. Vom ersten Moment an herrscht zwischen den beiden eine explosive Anziehungskraft. Denn Cooper ist so ganz anders als die arroganten Ärzte, die Jessica sonst sporadisch datet, nämlich ehrlich und direkt. Und dabei auch noch verdammt sexy. Aber Jessica will und kann Cooper nicht ganz an sich heranlassen. Zu viel ist in ihrer Vergangenheit geschehen, ihre Familie ist zerrüttet. Und auch Cooper ist vom Verrat durch seinen besten Freund traumatisiert. Doch Jessica und Cooper können sich gegenseitig Halt und Liebe geben. Sie müssen es nur erst noch begreifen.

 

Meinung:

 

Da dies mein erstes Buch der Autorin war wusste ich nicht genau, was mich hierbei erwarten wird. Aufgrund des Klappentextes hoffte ich auf eine Geschichte, abseits des „New Adult“ Genres, da mir die Hauptprotagonisten zu „alt“ hierfür schienen. Für dieses Genre sprachen allerdings der ellenlange Titel sowie die Aufmachung und Gestaltung von Cover und Buch. Der Inhalt konnte mich dann doch schnell vom Gegenteil überzeugen. Zwar werden die Kapitel wieder auf die beiden Charaktere aufgeteilt, jedoch sind lediglich die von Jessica aus der ersten Person erzählt. Für mich wirken die männlichen Charaktere sind solchen Romanen in ihren Ich-Erzählter Kapiteln oft sehr realitätsfern. Ob es daran liegt, dass die Bücher von Frauen geschrieben wurden, würde ich noch nicht einmal sagen. Für mich sind solche Bücher einfach nichts, aber sie finden genug Fans, werden also ihr Berechtigungsdasein haben. 

 

Jess ist Ärztin aus Leidenschaft und ohne feste Wurzeln. Cooper hingegen liebt sein beschauliches Leben im Touristenort am Meer und würde nie woanders sein wollen. Diese Konstellation bildet genug Stoff für jede Menge Konfliktpotenzial. Habe ich gedacht. Den Roman verläuft dahingehend jedoch in eine etwas andere Richtung, den nicht nur der Leser kann sich dem Zauber von Hartwell nicht entziehen. So fängt Jess an, Freundschaften aufzubauen und ihr bisheriges Leben in Frage zu stellen.

 

Was mir richtig gut gefallen hat war, dass hier nicht sämtliche Klischees, die Romane dieser Art gerne vorweisen, bedient wurden. Zwar stimmt die Chemie zwischen den beiden auf anhieb. Jedoch wird diese innerhalb der Geschichte plausibel und glaubwürdig aufgebaut. Die Liebe, die sich hier anbahnt, ist viel mehr als erotische Anziehungskraft. Natürlich dürfen explizite Szenen nicht fehlen. Diese sind ansprechend und prickelnd geschrieben, rutschen hier und da jedoch auch mal ins Absurde ab. Ich nehme aber an, dass dies zum Stil der Autorin gehört. Der Schreibstil ist der angenehm, so dass man das Buch auch gut einem Rutsch durchlesen kann. Hartwell und seine Bewohner konnten einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Die Figuren rund um Jessica und Cooper bekommen genug Spielraum, um ihre - mal mehr, mal weniger - liebenswerten Wesenszüge entfalten zu können. Es ist das erste Mal, dass ich bei einer Serie dieser Art wirklich durch weitere Bände wissen möchte, wie es mit den anderen Personen weiter geht. 

 

Gestört hat mich zu Beginn des Romans, dass wir die Kennenlern-Szene von Jess und Cooper doppelt serviert bekommen. Zunächst direkt zu Beginn als Einleitung, einige Kapitel später - nachdem die Geschichte wieder in der Gegenwart angelangt war - wurde sie eins zu eins wiederholt. Einfach an den Anfang anzuknüpfen hätte vollkommen ausgereicht. 

 

Den Aufhänger der Geschichte, die Liebesbriefe der ehemaligen Insassin Sarah, hatte ich zunächst nicht auf den Schirm gehabt. Das liegt daran, dass ich bei solchen Büchern momentan den Klappentext nur überfliege, um mich nicht für die komplette Handlung zu spoilern. Die Idee dahinter war sehr rührend gestaltet und daher fand ich es schade, dass die Briefe im weiteren Verlauf ein wenig in den Hintergrund gerückt sind. 

 

Ein weiterer Aspekt, warum der Roman bei mir keine volle Punktzahl erhalten konnte war, dass ich mich so oft an Hart of Dixie zurück erinnert gefühlt hatte. Eine Ärztin aus der Großstadt, die in die Provinz kommt. Ein attraktiver Barkeeper im Flanellhemd. Und dann wird besagte Ärztin von dem Flanell tragenden Barkeeper auch noch durch die Bank weg mit „Doc“ angesprochen. Tut mir leid, aber das waren mir einfach zu viele Ähnlichkeiten, auch wenn die weitere Handlung natürlich von der TV-Serie abweicht. 

 

Ein typisches Klischee, was auf jeden Fall mit eingearbeitet wurde, war das „dunkle, böse Geheimnis“ des weiblichen Hauptcharakters. Ich fände es schön, wenn solche Bücher auch endlich mal ohne diese ach so schlimme Vergangenheit auskommen könnten. Ich verstehe, dass dieses Geheimnis in Bezug auf die Briefe von Sarah für den weiteren Verlauf wichtig ist, da es hier um Symbolträchtigkeit geht. Jedoch wäre der Roman wahrscheinlich auch gut ohne ausgekommen. 

 

Serien in solchen Orten werden von ihren Charakteren getragen. Von allen, nicht nur den beiden Hauptfiguren. Sie alle entscheiden darüber, ob man die Reihe weiter verfolgen möchte oder nicht. Bei mir hat es auf jeden Fall „klick“ gemacht und ich werde im März gerne wieder nach Hartwell zurück kehren.

 

Fazit:

 

Ein gelungen Auftakt der neuen Serie von Samantha Young rund um das Örtchen Hartwell mit seinen verrückten, aber liebenswerten Einwohnern. Das Buch hat mich in jedem Fall auf den Geschmack gebracht die Serie weiter zu verfolgen, da ich die Charaktere rund um Jess und Cooper ins Herz geschlossen habe. Vielleicht sogar noch ein wenig mehr, als die beiden selbst. Deswegen erhoffe ich mir von diesen dann doch noch ein bisschen mehr. „Länger als eine Nacht“ erhält trotz allem 4 Sterne von mir.