Rezension

Nora Roberts in erotischer

The Real Thing - Samantha Young

The Real Thing
von Samantha Young

Bewertet mit 4 Sternen

Als nach längerer Durststrecke bekannt gegeben wurde, dass mit der Hartwell-Reihe eine neue Serie von Samantha Young auf den Buchmarkt kommen würde, war ich ganz aus dem Häuschen. Das konnte auch nicht die Tatsache ändern, dass die Serie kleinere Änderungen (ältere Protagonisten und Standortwechsel von Großstadt zu Kleinstadt) beinhalten würde.

Beide Änderungen haben mich dann tatsächlich auch nicht gestört. Das etwas gestiegene Alter der Protagonisten merkt man daran, dass Studium etc. weniger eine Rolle spielen und dass stattdessen Figuren präsentiert werden, die mitten im Leben stehen. Sie sind beruflich etabliert und Familienplanung ist an der Tagesordnung. Ansonsten werden zwischen den Figuren weiterhin großartige Dynamiken geschaffen, in denen das Alter (auch wenn es so etwas weiter von meinem eigenen Alter weg ist) keine Rolle spielt. Den Handlungsortwechsel habe ich sogar als besser empfunden, da ich selbst aus einer Kleinstadt komme und diesen unverwechselbaren Charme und die Gemütlichkeit, die das ausstrahlt, sehr zu schätzen weiß.

Mit den Figuren habe ich mich schnell arrangiert. Mir hat gefallen, dass Jessica eine Ärztin ist und dass sie ein gewisses Selbstbewusstsein ausstrahlt und dennoch immer voller Empathie und Loyalität strotzt. Cooper hat derweil dieses leicht verwegene, das viele männliche Figuren von Young haben. Ihre gemeinsame Chemie war dann auch gleich explosiv und hat sich wunderbar über die ganze Geschichte gezogen, so dass wirklich eine weitere tolle Liebesgeschichte erzählt wurde.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist, dass dies der erste Roman von Young ist, in dem auch aus der männlichen Perspektive erzählt wird. In ihrem New Adult-Duo war das bereits mal der Fall, hier greift sie erstmals bei den „Erwachsenen“ darauf zurück und es ist großartig. Da ist auch egal, dass Coopers Perspektive statt einem Ich-Erzähler durch eine personale Erzählsituation vertreten wird. Es gelingt schließlich auch so ihn besser kennen zu lernen und aus seinen Augen die Geschichte zu verfolgen. Ich hoffe, dass die Autorin diesen Kniff beibehält.

Die ganze Ausgangslage, warum Jessica überhaupt nach Hartwell aufbricht, wie sich in diese Kleinstadt, in all ihre Bewohner und vor allem Cooper verliebt, hat mir gut gefallen. Auch die ganzen kleinen Dramen, die der Geschichte Wendungen gaben, waren überzeugend und gut gesetzt. Nur dieses große finale Drama war mir zu gekünstelt. Natürlich war Jessicas Vergangenheit dramatisch, aber die Dämonen, die sie dadurch mit sich herumträgt, waren mir zu konstruiert und dadurch wenig glaubwürdig. Aber es hat natürlich gut dafür funktioniert, dass das Happy End gebührend aufgeschoben wurde und viele Probleme angesprochen wurden, die letztlich emotional beiseite gelegt werden konnten.

Die Lektüre dieses Auftaktbands hat mir sicherlich auch so gut gefallen, da mich dieser Kleinstadtcharme und die Einführung der weiteren Pärchen, über deren Geschichten man bereits wild spekulieren kann, so sehr an einer meiner Lieblingsautorinnen für Liebesromane, Nora Roberts, erinnert. „The Real Thing“ bewirkt in mir all das, was Roberts normalerweise zu tun pflegt. Nur mit der Unterschied, dass Young moderner ist und wesentlich mehr und implizitere erotische Szenen auszuweisen hat.

Fazit: Samantha Young entwickelt mit ihrer neuen Reihe einen ganz neuen Charme ohne dabei aber ihre Stärken als Autorin zu verlieren. So wird eine prickelnde Liebesgeschichte mit tollen Figuren und Momenten erzählt, die stark an die großen Rehen der Nora Roberts erinnern. Da mir das Drama in diesem Auftaktband etwas zu konstruiert erschien, gibt es letztlich vier Sterne von mir!