Rezension

Gesund zwischen Kranken

Die dunklen Mauern von Willard State - Ellen Marie Wiseman

Die dunklen Mauern von Willard State
von Ellen Marie Wiseman

Clara liebt Bruno. Und sie will ihn heiraten. Das sehen ihre Eltern jedoch anders: Ende der 1920er Jahre gehört es sich nicht, unter seinem Stand zu heiraten. Und erst recht gibt man seinen Eltern keine Widerworte. Clara ist allerdings bereit, für ihre Liebe zu kämpfen. Doch ihr Vater lässt sie in die Psychatrie einweisen, um das Problem ein für allemal zu lösen.

1995: Bisher ist Izzys Leben alles andere als wünschenswert gelaufen. Seit ihre Mutter Izzy den Vater genommen hat, indem sie in erschossen hatte, wohnt die siebzehnjährige bei verschiedene Pflegeeltern. Hier, bei Greg und Peg, hofft sie, nun endlich ein zuhause gefunden zu haben. Izzy begleitet Peg bei der Arbeit: Die Koffer der Insassen der alten Psychatrischen Anstalt, Willard State, sollen geöffnet und der Inhalt fotografiert werden. Dabei bekommt Izzy das Tagebuch von Clara zwischen die Finger.

Während Willard State und die Katalogisierung der Koffer tatsächlich gab, ist die Geschichte um Clara und Izzy frei erfunden. Dennoch hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen. Aus Claras Sicht erzählt wirkt der Alltag einer Psychatrischen Einrichtung im frühen zwanzigsten Jahrhundert grauenvoll. Dabei geht es weniger um die Behandlung, die den Bewohnern zuteil wird - auch wenn diese natürlich alles andere als fair ist – sondern vielmehr um die Auswegslosigkeit der Patienten: wer drin ist, kommt nicht wieder raus.

Besonders um Clara, die alles tut um den Ärzten und Schwestern zu beweisen, dass sie nicht verrückt ist sondern nur dort ist, weil ihr Vater sie bestrafen will, tut es dem Leser leid. Man bangt und hofft mit ihr, will die Schwestern und den Arzt am liebsten schütteln und selber einweisen. Trotz aller Differenzen gibt es zwischen Clara und Izzy viele Parallelen, dund nach und nach verändert sich mit der Lektüre von Claras Tagebuch auch Izzys Leben.

Der flüssige und direkte Schreibstil lassen es zu, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Da es aber doch in einigen Punkten nachdenklich stimmt und auch traurig macht, ist mir das nicht passiert. Der Erzählstil der Autorin macht es sehr leicht, sich das alte Gemäuer sehr gut vorstellen zu können.

Der Roman hat mich neugierig auf die Geschichten hinter den Koffern gemacht, und so habe ich mir gleich das Buch „The lives they left behind: Suitcases from a State Hospital Attic“ von Darby Penney und Peter Stastny schenken lassen. Ich bin sehr gespannt zu sehen, wie die Autorin zu ihrer Inspiration gekommen ist.