Rezension

Grandios geschrieben - Man taucht in eine längst vergessene Zeit ein und möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Küste der Freiheit - Maria W. Peter

Die Küste der Freiheit
von Maria W. Peter

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin begeistert! Durch das ansprechende, aber in Relation zu dem Inhalt des Buches etwas schlichte Cover, hätte ich nicht auf eine so abenteuerliche Geschichte wie die von Anna und Lorenz geschlossen.

Im Jahr 1776 beginnt die Geschichte von Anna, einer jungen Wiedertäuferin, die zusammen mit Ihrem Vater Zuflucht in einem Dorf von amischen Täufern gefunden hat. Im letzten Moment wird Anna bei einem Überfall durch einen Deserteur der hessischen Jäger gerettet und trifft so auf Lorenz von Tannau, einen „Papisten“ und Offizier eben dieser. Bald darauf erhält Anna die Chance, sich bei Ihrem Retter zu revanchieren und ihn kennenzulernen. Lorenz ist bereits zu seiner Truppe zurückgekehrt, als Anna sich durch einen Schicksalsschlag gezwungen sieht, die Sicherheit ihres Dorfes zu verlassen und Lorenz zu folgen. Auf der Suche nach Lorenz muss Anna feststellen, dass Lorenz Regiment Deutschland verlassen hat und zu Schiff einem Marschbefehl nach Amerika folgt. Anna wiederum, als junge Frau auf sich gestellt und durch ihren Glauben von der Gesellschaft ausgegrenzt, nimmt, getrieben von dem Wunsch auf ein neues Leben in Freiheit, ebenfalls die Reise auf den weit entfernten Kontinent auf sich. Während Lorenz durch das Land zieht, um im Krieg die Interessen des englischen Königs zu verteidigen, wird Anna, deren Ersparnisse nun völlig aufgebraucht sind, als Schuldmagd in den Besitz eines Plantagenbesitzers verkauft und muss dort ihre Arbeit als Sklavin verrichten. Trotz ihres so unterschiedlichen, scheinbar unvereinbaren Glaubens denken sowohl Anna als auch Lorenz immer wieder aneinander.

Bereits die ersten Sätze des Buches haben mich in die Geschichte eintauchen lassen. Der Einstieg fällt wirklich sehr leicht. Dem Schreibstil von Maria W. Peter ist sehr gut zu folgen. Mit einer umfangreichen Wortpalette und mitreißenden Beschreibungen lässt sie Bilder entstehen und macht das Buch lebendig. Das Buch vermittelt dem Leser eine Idee davon, wie sich Menschen zu Anna’s Lebzeiten gefühlt haben könnten. Besonders hervorzuheben sind tatsächlich die Beschreibungen, für die ich oft Seiten zurück geblättert habe, um sie mehrmals zu lesen. In dem Buch steckt so viel Liebe zum Detail und mit Sicherheit eine Menge Recherchearbeit. Diese hat sich aber auch wirklich gelohnt. Die Geschichte von Anna und Lorenz ist vielfältig und besteht aus vielen Abenteuern. Vorhersehbar ist sie nie und es wird immer wieder spannend für die beiden. Anna muss immer wieder schier aussichtslose Situationen meistern und für ihr Leben in Freiheit kämpfen. Dabei kreuzen sich auch häufig die Wege von Anna, Lorenz und anderen Protagonisten. Die regelmäßigen Wiedertreffen auf dem großen Kontinent Amerika lassen die Geschichte manchmal sehr schicksalshaft erscheinen. Da das Buch wirklich großartig ist, kann man darüber aber mit der Begründung „das muss Gottes Fügung sein“ gut hinwegsehen.

An Anna habe ich mich auf den rund 800 Seiten des Buches sehr gewöhnt. Die selbstlose junge Wiedertäuferin, zu der damaligen Zeit ein Schmähwort, erfährt so viel Ungerechtigkeit und verliert trotzdem nie den Glauben an Gott und die Menschen. Anna steht jederzeit für Ihren Glauben ein, ungeachtet der Konsequenzen. Ihre Stärke und ihr Mut sind bewundernswert. Lorenz, der zweite Hauptprotagonist, ist ein gewissenhafter Offizier und gleichzeitig gerecht und warmherzig. Wann immer er und Anna aufeinander treffen, setzt er sich fürsorglich für sie ein. Quasi ab den ersten Seiten muss Anna immer wieder knifflige Situationen durchstehen. Langweilig wird das Buch, bis zum Ende, wirklich nie. Ich kann es jedem Leser ans Herz legen, der historische Romane gerne liest.

Fazit: Wer erstklassige historische Romane mag, sollte unbedingt "Die Küste der Freiheit" lesen. Grandios geschrieben taucht man in eine längst vergessene Zeit ein und möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Nur wenige Autoren schaffen es, die Vergangenheit so lebendig erscheinen zu lassen, wie die Autorin Maria W. Peter.

[Gastrezension: Dani liest bei Selection Books]