Rezension

Heftiger Thriller basierend auf wahrer Person

Mörderhotel
von Wolfgang Hohlbein

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist 1865, als der junge Herman Webster Mudgett das erste Mal dem Tod begegnet. Wenige Jahre später glaubt er, in dessen Dienst zu stehen und ihm Menschenleben opfern zu müssen. Mit nur 12 Jahren finden seine Mordgelüste die ersten beiden Opfer. Viele Jahre später sind es schon über 200, und Herman führt ein Hotel, dessen Keller die reinste Tötungswerkstatt ist. Denn sein Verbündeter, der Tod, verlangt immer mehr und mehr Opfer von ihm...

Es war für mich anfangs relativ schwer, mit der Schreibweise klarzukommen. Mir sind oft Dinge aufgefallen wie z.B. dass Türen geöffnet werden, die davor gar nicht geschlossen wurden, oder dass Menschen aufstehen die sich zuvor gar nicht hingesetzt hatten. Aber entweder habe ich es ausgeblendet, oder der Autor hat sich das tatsächlich abgewöhnt, jedenfalls war es bald besser.

Was die Story angeht finde ich es toll. Zwar ist das Buch zu lang, und die Auflösung wird viel zu lange hinausgezögert, trotzdem fand ich es super spannend. Vor allem deshalb, weil es diesen Serienmörder tatsächlich gab. Natürlich weiß ich nicht, wie viel der Geschichte der Wahrheit entspricht (zumindest das Ende stimmt nicht... ich glaube der echte Mörder wurde hingerichtet; das wird er in diesem Buch nicht), aber ich finde die Idee klasse, dass das Buch auf einem echten Menschen basiert, ohne eine Biografie oder etwas dergleichen zu sein.

Ganz besonders die Auflösung des Falles fand ich gut. Der Autor hat den Leser die ganze Zeit an der Nase herumgeführt (da das Buch zu lang war sogar ziemlich lange) und ein großes Geheimnis aus der Sache gemacht. Leider hat der Klappentext mit einem Wort (Persönlichkeitsspaltung) quasi schon alles verraten, und auch davor gab es versteckte Hinweise, sodass ich nicht überrascht war. Dennoch war es irgendwie anders als erwartet.

Von vielen Lesern habe ich gehört, dass sie es, obwohl sie Krimi- und Thriller-Liebhaber sind, teilweiseentsetzlich brutal fanden. Dem kann ich an dieser Stelle nur zustimmen. Spätestens als ein Mensch halb zersetzt aus einem Säurebad gestiegen ist und der Protagonist ihn ins Gesicht geschlagen hat, woraufhin ein Stück fast flüssige Fleischmasse abgetrennt wurde, musste auch ich eine Pause einlegen. Trotzdem lag der Schwerpunkt nicht auf der Grausamkeit, sondern auf der Ermittlung Frank Geyers und Arlis Christen nach dem Mörder. Zum Glück.

Was mir allerdings nicht so gut gefallen hat, war (ich wiederhole), dass es zu lang war und das Finale zu lange hinausgezögert wurde. Es wird abwechselnd in Vergangenheit und Gegenwart geschrieben, und diese nähern sich immer mehr an. Gegen Ende war das allerdings etwas unübersichtlich. An einer Stelle war vielleicht sogar etwas verdreht... der Charakter Peitzel kam vor, als etwas über die Vergangenheit erzählt wurde, und im Kapitel danach wurde beschrieben wie Mudgett Peitzel kennengelernt hat, obwohl das chronologisch erst danach kam.

Fazit:
Leider viele kleine Authentizitätsfehler, zu lang und gegen Ende unübersichtlich. Aber an sich eine Story mit interessanter Basis, die gut umgesetzt wurde ich die ich mit Spannung mitverfolgt habe. Sehr kreativ, aber doch recht brutal! Alles in allem habe ich das Buch sehr, sehr gerne gelesen :)