Rezension

Idee top, Umsetzung Flop

Das Puppenzimmer - Maja Ilisch

Das Puppenzimmer
von Maja Ilisch

London im Jahr 1908. Drei Wege führen aus dem Waisenhaus: der Tod, das Arbeitshaus oder eine Adoption. Als die junge Florence in den Haushalt der Familie Molyneux aufgenommen wird, kann sie eigentlich aufatmen – doch sie erkennt schnell, dass etwas auf dem prachtvollen Landsitz Hollyhock ganz und gar nicht stimmt. Warum darf außer ihr niemand das Zimmer voller alter Puppen betreten? Wieso kann sie dort manchmal Kinderlachen hören und manchmal ein Weinen? Und welches düstere Geheimnis bergen der gutaussehende Rufus Molyneux und seine eiskalte Schwester? Florence ahnt noch nicht, wie gefährlich Neugier sein kann – und dass nicht nur ihr Leben auf dem Spiel steht ...

Florence ist eine Waise und man lernt sie kennen, während sie und die restlichen Waisenmädchen, von einem mysteriösen Mann begutachtet werden. Der Mann wird als Rufus Molyneux vorgestellt und hat nur eine einzige Frage an die dortigen Mädchen: Wer spielt gerne mit Puppen? Abgesehen von Florence, scheinen wohl alle dem Mann gefallen zu wollen und heben artig die Hände. Rufus Entscheidung fällt auf Florence und er nimmt sie sofort mit auf seinen Landsitz, den er gemeinsam mit seiner Schwester Violet bewohnt.

Rufus und Violet Molyneux sind beide sehr geheimnisvoll und launisch. Sie glauben besser zu sein als der Rest und so behandeln sie auch Florence und die gesamte Dienerschaft. Beide waren mir nicht unsympathisch, denn immerhin ist das einfach ihre Rolle die sie zu spielen hatten. Bis man dann endlich weiß, wer oder was Rufus und Violet wirklich sind, kann man nur ein bisschen raten. Ich lag aber komplett falsch, ich tippte auf eine Mischung aus Vampir und Gestaltwandler. 

Florence ging mir, genauso wie alle anderen Charaktere, überhaupt nicht nahe. Das Buch wird komplett aus ihrer Sicht geschildert und ich denke, ein Wechsel aus der Sicht von Rufus, Violet oder sogar der Dienerschaft hätte die ganze Geschichte ein wenig aufgepeppt. 

Bei der Inhaltsangabe habe ich mir leider mehr eine Horrorgeschichte vorgestellt oder gewünscht, daher habe ich mich auch bei Blogg dein Buch dafür beworben. Vor allem machte mich die Idee mit den unheimlichen Puppen neugierig, denn ehrlich gesagt, läuft es mir normalerweise schon eiskalt den Rücken runter, wenn ich nur an Puppen denke die einen mit ihren gruseligen Glasaugen verfolgen. Leider packte mich „Das Puppenzimmer“ überhaupt nicht, was ich sehr schade fand. Daher hat mein eReader nicht nach mir gerufen und ich habe mich meistens eher gezwungen die Geschichte weiterzulesen. 

Anfangs schien sich alles wie ein normales, gutes Schauerbuch zu entwickeln. Ein junges Waisenmädchen wird von reichen Herrschaften adoptiert und zieht in ein riesiges Haus ein. Die Besitzer sind mysteriös und geheimnisvoll und die Dienerschaft sehr verängstigt. Dann kamen endlich die Puppen ins Spiel und die Spannung stieg nun sogar ein wenig in die Höhe. Ich freute mich nun auf eine geballte Ladung Gänsehaut aber leider blieb der Effekt bei mir gänzlich aus. Es wurde alles sehr nüchtern und distanziert erzählt und da blieben bei mir die Emotionen klarerweise auf der Strecke. Lange Zeit passierte dann auch gar nichts, jedenfalls nichts, dass mich ans Buch fesselte und kurz vor Schluss wurde dann noch sehr viel Fantasy hineingequetscht. Die Auflösung ist zwar nett und die Idee dahinter auch gut aber passte nur nicht so richtig ins Bild hinein. 

Der Schreibstil war anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber was wohl eher darauf zurückzuführen ist, dass ich schon sehr lange keine historisch angehauchten Geschichten mehr gelesen habe. Um ehrlich zu sein, ist es auch nicht mein Lieblingsgenre, aber die Inhaltsangabe klang einfach zu verlockend. 

„Das Puppenzimmer“ hat mich leider nicht überzeugt. Der Anfang gestaltete sich als sehr angenehm aber danach wurde in ein fantasievolles Märchen gewechselt, was einfach viel zu viel war und fühlte sich daher beim Lesen falsch an. Die Erklärungen waren für mich auch emotionslos und wirkte daher sehr sachlich auf mich. Ich vergebe 2/5 Rawr’s weil mir zwar die Idee gefallen hat, aber die Umsetzung nicht.