Rezension

Kein typisches Buch über Bücher

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki -

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
von Satoshi Yagisawa

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist kein typisches Buch über Bücher! Zwar spielt die Geschichte in einem Antiquariat und es kommen Bücher vor, allerdings sind diese mehr Mittel zum Zweck. Das Lesen hilft der Protagonistin Takako dabei, während ihrer Auszeit im Antiquariat ihren Liebeskummer zu verarbeiten, neue Kraft zu schöpfen und wieder ins Leben zurückzufinden. Ihre aufkeimende Leselust wird nachvollziehbar beschrieben.

Erste und zweite Hälfte des Buchs unterscheiden sich thematisch und sind auch durch Überschriften voneinander abgegrenzt: In der ersten Hälfte geht es um Takako selbst, in der zweiten vorrangig um ihren Onkel und ihre Tante. Schön fand ich, dass an mehreren Stellen gezeigt wurde, dass sich genaueres Hinsehen bei Menschen lohnt und der erste Eindruck täuschen kann. Ich persönlich hätte mir einen weicheren Übergang zwischen den beiden Hälften mit einer Art "Verbindungselement" gewünscht, da die Tante sehr abrupt eingeführt wird. Die genannten Bücher sind von japanischen Autoren und nicht international, sodass ich sie leider nicht kannte. Ich könnte mir vorstellen, dass Anspielungen auf bekannte Werke sehr interessant sind und zusätzlich das Lesen versüßen. Die japanische Kultur kommt beim Essen und in der Verhaltensweise der Figuren zum Vorschein, wird jedoch nicht extra beleuchtet. Die Stimmung ist ruhig, der Schreibstil besticht durch eine schlichte Sprache ohne Ausschmückungen und Schnörkel.

Mit unter 200 Seiten ist das Buch sehr kurz, mir hätte in diesem Fall eine etwas ausführlichere Darstellung wohl noch besser gefallen. Durch die begrenzte Seitenzahl und die dadurch fehlende Zeit bleiben die aufgegriffenen Themen oberflächlich, es fehlt an Tiefe. Auch die Figuren selbst konnten nicht so ausgestaltet werden wie es in einem längeren Buch möglich wäre. Aufgeworfene Fragen werden innerhalb der Geschichte geklärt, doch eine umfassende Charaktergestaltung und ausführliche Hintergründe bleiben aus. Insgesamt ist das Buch angenehm zu lesen und hinterließ mich zufrieden und versöhnlich. Die Geschichte läuft zum Ende hin leicht aus, ist jedoch abgeschlossen und in sich stimmig.

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen. Ich hoffe, dass der Autor noch weitere Bücher schreibt und dass diese dann ebenfalls übersetzt werden.