Rezension

Keine seichte Romanze, sondern voller Drama und Schmerz

With All My Heart -

With All My Heart
von Samantha Young

Bewertet mit 4 Sternen

Jane Doe lebt als Vollwaise bei Pflegeeltern. Obwohl sie gut versorgt ist, fühlt sie sich oft einsam und ausgegrenzt. Bis die gleichaltrige Lorna McKenna in die Nachbarschaft zieht und sie umgehend zu ihrer neuen besten Freundin erklärt. Auch Lorna ist Waise, lebt aber bei ihren älteren

Geschwistern Skye und Jamie. Jane verliebt sich auf den ersten Blick in Jamie, aber mit 13 und 15 Jahren sind sie einfach noch zu jung für mehr. Das ändert sich, als Jane volljährig wird und für beide bedeutet es die ganz große Liebe. Ihre gemeinsame Zukunft scheint klar, bis das Schicksal zuschlägt und sie auf grausame Weise auseinanderreißt.

 

Samantha Young legt uns hier einen für ihre Verhältnisse ungewöhnlich düsteren und bedrückenden Liebesroman vor. Als Fan ihrer Edinburgh-Reihe und den Play-On-Büchern war ich sowohl erstaunt als auch gefesselt von der Tiefe dieser Geschichte. Sowohl Haupt- als auch Nebendarsteller sind intensiv und bis in feinste Charakterzüge gestaltet. Das gilt sowohl für die positiven als auch die negativen Seiten. Lorna beispielsweise ist ein manipulatives Miststück und nutzt Jane mehr aus, als diese aushalten sollte. Dagegen ist Jane eine alte Seele mit mehr Weisheit und Güte, als eine junge Frau in ihrem Alter haben sollte. Jamie ist ein Typ, der mich oft zwiegespalten grübeln ließ. Obsessiv und eifersüchtig in Bezug auf Jane, aber ebenso häufig auch fürsorglich und zu allem bereit, um Jane zu beschützen.

 

Die Story ist in zwei Abschnitte unterteilt. Teil eins beschäftigt sich mit der Vergangenheit vor dem grauenvollen Schicksalsschlag und Teil zwei mit der Gegenwart sieben Jahre später. Da ich kein großer Fan von wiederkehrenden Rückblenden bin, fand ich diese Struktur stimmig. Der Autorin ist die Veränderungen ihrer Figuren gut gelungen. Aus Jane wurde eine erwachsene gereifte Frau, die Karriere gemacht hat und sich nicht mehr bevormunden lässt. Jamie dagegen wurde zu einem verbitterten, aggressiven und eiskalten Mann. Obwohl sie sich vordergründig hassen, arbeiten sie doch zusammen. Was sie dabei unterscheidet: Jamie will Rache, Jane dagegen Gerechtigkeit.

 

Obwohl mich dieser Roman durchaus mitgenommen hat, fällt es mir schwer, die volle Punktzahl zu vergeben. Zum einen hätte für mich das Buch gerne mindestens 50 Seiten weniger haben können, da es immer wieder Längen und Wiederholungen gibt, auf die man hätte verzichten können. Auf der anderen Seite schneidet Samantha Young zu kurz und beiläufig Themen an, die es wert wären, tiefergehend behandelt zu werden. Dazu gehören zum Beispiel Missbrauch hinter den Kulissen von Hollywoods Filmindustrie, Korruption bei der Polizei und Vertuschung von Straftaten mit brutalsten Mitteln. Sie nutzt diesen Rahmen als Grundlage für die Story und bringt damit durchaus Spannung hinein. Aber aus meiner Sicht sind solche Bereiche zu wichtig, um sie mal eben nebenher abzuwickeln.

 

Insgesamt keine seichte Romanze, die man mal eben so weglesen kann, sondern ein ernstes Buch mit viel Drama und Tragödie, das einen auch nach dem Ende noch beschäftigt.