Rezension

Kinder des Meeres

Kinder des Meeres - Charlotte Lyne

Kinder des Meeres
von Charlotte Lyne

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mit „Kinder des Meeres“ hat Charlotte Lyne ein historisches Buch geschrieben, welches im 16. Jahrhundert spielt. Der rote Faden ist eigentlich ein Schiff – die Mary Rose – welche sich durch die Handlung hindurch zieht und diese nicht unwesentlich bestimmt.

Inhaltsangabe (Quellenangabe: Klappentext):
Von den Stürmen der See und den Stürmen des Lebens
England 1509. Die Werftkinder Fenella, Anthony und Sylvester wachsen gemeinsam in Portsmouth auf. Es ist die Zeit der Regentschaft Henrys VIII, eine Zeit des Umbruches und der großen Hoffnungen. Während Sylvester in den Verheißungen der neuen Zeit aufblüht, gerät der hochbegabte Anthony immer wieder in Schwierigkeiten. Freunde bleiben sie dennoch – bis ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird, weil sie erkennen, dass sie beide Fenella innig lieben. Die Ereignisse spitzen sich zu, als die Franzosen den Hafen angreifen. Anthony und Sylvester befinden sich beide an Bord der Mary Rose, des Lieblingsschiffes des Königs. Es wird in dieser Schlacht untergehen, zusammen mit 700 Menschen…

Zuerst möchte ich auf das Cover eingehen. Ich persönlich hätte dieses besser gefunden, wenn due abgebildete Frau weggelassen wurden wäre. Das Schiff auf der rauen See finde ich viel passender. Auch die inneren Klappenseiten des Buches passen sehr gut zum Inhalt des Buches – auch hier ist die stürmische See abgebildet.
Ich finde auch, dass der Klappentext zu viel vom Inhalt verrät bzw. zu viel vorweg nimmt.
Der Schreibstil von Charlotte Lyne hat einen gewissen melodiösen Klang. Er ist unverwechselbar und nach einer kleinen Eingewöhnungsphase habe ich diesen als sehr angenehm empfunden. Ich habe dabei jeden Satz genossen der Schreibstil hat eine ganz besondere eigene Melodie. Die Dialoge sind sehr ideenreich und ansprechend, sodass man diese gerne verfolgt. Besonders habe ich auch die Dialoge zwischen Sylvester und Anne Boleyn genossen.
Wie bereits erwähnt, zieht sich das Schiff Mary Rose wie ein roter Faden durch das Buch. Es hat eine zentrale Bedeutung und ist oftmals mit einem schicksalshaften Ereignis für die drei Werftkinder Anthony, Sylvester und Fenella verbunden. In „Kinder des Meeres“ lernt man auch ein paar interessante Details über die Kunst des Schiffsbaus im 16. Jahrhundert.
Der historische Roman berichtet aus dem Leben der fiktionalen Charaktere Anthony, Fenella und Sylvester. Schnell erkennt man, dass diese drei Personen eine ganz besondere enge Verbundenheit ausmacht. Sie durchstehen und bewältigen oftmals schwierige Zeiten und halten dabei zusammen. Sie stehen für den anderen ein. Besonders Anthony mit seiner Hochbegabung für den Schiffsbau ist ein komplizierter Charakter. Als Leser muss man ihn erst kennen lernen, um ihn besser verstehen zu können. Nicht selten habe ich mich gefragt, ob er eigentlich ahnt, was er mit seinem Handeln seinen Freunden Sylvester und Fenella alles zufügt – welche Lasten er den beiden aufbürdet. Sylvester ist der Optimist der drei Charaktere, er ist wie ein heller Schein am Firmament. Er ist wichtig für den Zusammenhalt dieser Freundschaft. Auch ist er ein Verfechter der damals aufblühenden Reformation. Ich fand den Vergleich dieser außergewöhnlichen Freundschaft mit der König-Artus- Legende sehr passend. Auch sind die Charaktere sehr realistisch gehalten. Sie haben ihre Ecken und Kanten. Nicht immer lassen sich ihre Beweggründe sofort nachvollziehen. Auch müssen sie für ihre Fehler gerade stehen und werden dafür nicht immer milde bestraft. Man leidet mit den Charakteren mit und bangt mit ihnen, ob sie die Blessuren ohne große Folgen überstehen werden.
Charlotte Lyne lässt in „Kinder des Meeres“ auch einige historische Persönlichkeiten einfließen, die in der Geschichte der damaligen Zeit eine zentrale Rolle gespielt haben. Besonders interessant fand ich hierbei die Darstellung von Anne Boleyn. Sie wurde intelligent und herzensgut dargestellt. Ihre Dialoge mit anderen Persönlichkeiten fand ich immer sehr anregend. Auch Henry VIII ist gut dargestellt wurden. Man merkt, wie er Schiffe liebt – wie er die Flotte verstärkt und sich für den Schiffsbau interessiert. Auch ist seine Sehnsucht, einen männlichen Thronfolger zu zeugen, sehr gut spürbar. Auch die Folgen für das Volk sind greifbar. Charlotte Lyne schafft es in „Kinder des Meeres“ die Fakten gekonnt mit der Fiktion zu verweben, sodass eine spannende und interessante Geschichte entsteht, die neben Freundschaft und Liebe bzw. dessen Grenzen auch vom Schiffsbau handelt. Diese Geschichte wird mit realistischen und liebenswürdigen Charakteren gefüllt. Sodass dieser historische Roman aus der teils grauen Masse an historischen Büchern herausragt. Die Welt des Umdenkens ist sehr gut dargestellt wurden, man bekommt einen guten Einblick in die Anfänge der Reformation in England und in die Welt des Renaissance-Menschen.
Für dieses außergewöhnliche Buch möchte ich 4,5 Sterne vergeben.