Rezension

Werftkinder

Kinder des Meeres - Charlotte Lyne

Kinder des Meeres
von Charlotte Lyne

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist die Zeit Henry VIII. und es ist eine Zeit des Umbruchs. Henrys Regentschaft hat große Bedeutung für die englische Kirche.

Genau in dieser Zeit leben die Werftkinder Sylvester, Fenella und Anthony in Portsmouth. Sie haben ein sehr enges Verhältnis. Wie Geschwister? Wie Freunde? Es ist viel mehr. Jeder von ihnen kann ohne die anderen nicht leben.

Der Außenseiter Anthony hat ein verkrüppeltes Bein, daher wird er von den Bewohnern Portsmouth als Teufel angesehen. Aus ihm wird ein genialen Schiffsbauer. Fenella steht immer zu ihm, liebt ihn bedingungslos, muss aber auf vieles verzichten, denn das Schiff Mary Rose hat Anthonys ganze Aufmerksamkeit. Sylvester ist immer da, wenn Anthony und Fenella ihn brauchen. Er ist ein sehr liebenswerter Mensch und führt zusammen mit seinem Vater ein Haus, in dem viele Bedürftige ein zu Hause finden.

Henry VIII. sehnt sich nach einem Thronfolger, aber er hat mit seinen Frauen kein Glück. Aus seiner Ehe mit Katharina überlebt nur ein Mädchen und auch Anne Boleyn kann ihm nur eine lebensfähige Tochter schenken. Doch er braucht einen Thronfolger und sein Zweifel warum das nicht glückt, machen ihn oft unberechenbar, wie auch die Werftkinder feststellen müssen.

Die historischen Ereignisse sind gut recherchiert und man frischt sein Wissen nicht nur auf, sondern erfährt ganz nebenbei noch so viel Neues. Der Schreibstil ist einfach wundervoll – poetisch und fesselnd. Wenn Anthony und Fenella sich unterhalten, konnte man wegschmelzen. Aber auch Tantchen Micaela hat eine sehr bildhafte Ausdrucksweise, die einfach wunderschön ist.

Das Buch über Freundschaft und grenzenlose Liebe ist dramatisch und spannend, romantisch und wundervoll. Ich fühlte mich förmlich in die Geschichte hineingezogen. Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch beschrieben. Selbst für die Bösen entwickelt man mit der Zeit ein gewisses Mitgefühl und Verständnis, wenn auch die Sympathie natürlich in erster Linie den Werftkindern zufliegt. Auch Anne Boleyn zeigt sich als eine sympathische und mitfühlende Frau, mit der es das Schicksal aber nicht gut meint. Für Henry kann man ebenfalls Mitgefühl haben, obwohl er oft ungerecht war und manch einer aufgrund seiner Entscheidung zu Tode kam. Die Erwartungen an ihn waren so groß, dass e auch ihm nicht möglich war, alle zu erfüllen.

Ich fand dieses Buch einfach wundervoll und kann es nur empfehlen!