Rezension

Lebendiges Mittelalter

Tochter der Elbe - Ricarda Jordan

Tochter der Elbe
von Ricarda Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Friedrichsdorf im 13. Jahrhundert.

Hilke, die Tochter des Dachdeckers hat eben noch mitbekommen, wie über die Deichbefestigung gesprochen wurde und dann kommt eine Flut und vernichtet das Dorf. Hilke kann sich retten, und auch der gelähmte Hein überlebt diese Flut. Für Hilke beginnt eine Odyssee durch den Norden.

Fazit:

Ricarda Jordan schafft mit „Tochter der Elbe“ einen farbenprächtigen, spannungsreichen Roman. Dabei gelingt es ihr gekonnt, die damaligen Lebensumstände, ja auch Lebensansichten wiederzugeben. Was galt damals als schicklich, was war erlaubt und was hat den Zorn der Zunft auf sich gezogen? Dies kann man als Leser gut im Miteinander der Menschen erfahren und nimmt daran teil. Auch die damalige Einstellung gegenüber Behinderten wird sehr deutlich und ich musste an einigen Stellen mehrfach den Kopf schütteln, über Aussagen, die durch Geistliche getroffen wurden.

Mit Hilke stellt die Autorin eine junge Protagonistin in den Mittelpunkt, die sich nicht ihrem Schicksal fügen möchte und einen anderen Weg einschlägt. Sie begibt sich auf die Suche nach Jens, dem Dachdeckergesellen ihres Vaters. Sie haben sich Treue geschworen. Auf ihrem Weg kommt Hilke durch viele bekannte deutsche und dänische Städte und hierbei ist mir die Recherchearbeit aufgefallen, denn man hat einiges über Abläufe der Städte gelernt und für was man alles eine Erlaubnis brauchte.
Hilke fühlt sich Hein verpflichtet, schließlich ist dieser damals als Lehrling ihres Vaters vom Dach gefallen und seitdem gelähmt. Es entwickelt sich eine besondere Beziehung zwischen beiden.

Mit Hein schafft Ricarda Jordan auch einen sehr willensstarken jungen Mann, der sein Schicksal nicht in Vordergrund stellt, sicherlich in einsamen Momenten mit sich hadert, aber dann immer wieder nach vorn schaut und sein schlaues Köpfchen zu nutzen weiß und so auch das Überleben der Beiden sichern kann. Für mich ist Hein die Person, die mich von den vielen im Roman am meisten beeindruckt hat.

Für mich hat Ricarda Jordan ein geniales Werk geschafften, das man nicht mehr weglegen kann, da es viele Schicksalsschläge aufweist und Wendungen mit sich bringt. Man erfährt so einiges über die Gegebenheiten innerhalb einer Gemeinschaft, dem Funktionieren einer Stadt und dem dänischen Königshof. Einziger Kritikpunkt ist für mich das etwas „überstürzte“ Ende, es wurde zuviel ineinander gepackt.

Auch gelungen finde ich das Nachwort, was das Wissen nochmals erweitert