Rezension

Nach der Flut auf in ein neues Leben

Tochter der Elbe - Ricarda Jordan

Tochter der Elbe
von Ricarda Jordan

Bewertet mit 5 Sternen

~~13. Jahrhundert an der Elbe.
Die 17-jährige Dachdeckertochter Hilke wächst im beschaulichen Friedrichsdorf auf. Sie hat ein Auge auf den Gesellen ihres Vaters geworfen, der ihr ein Heiratsversprechen gegeben hat. Doch vorher muss Jens noch auf Wanderschaft gehen, um seinen Meistertitel zu erhalten. Derweil kümmert sich Hilke um Hein, der ebenfalls einmal ein Geselle ihres Vaters war und seit einem Sturz vom Dach nicht mehr laufen kann. Die beiden kennen sich von Kindheit an und sich sehr zugetan. Hein frönt eine heimliche Liebe zu Hilke, von der diese aber nichts weiß. Als Friedrichsdorf von einer großen Flut heimgesucht wird, bei der sehr viele Menschen ihr Leben lassen mussten, verlieren auch Hilke und Hein ihre Familien und sind fortan allein auf sich gestellt. Hilke klammert sich an den Gedanken, Jens zu finden und nimmt mit Hein die beschwerliche Wanderschaft auf sich, um ihn zu suchen. Dabei landen sie mitten im Krieg zwischen dem Dänenkönig Erik und seinem Bruder Herzog Abel und werden im Soldatenlager aufgenommen. Hilke und Hein verdingen sich ihr Geld als Bader und Marketenderin, damit sie sich irgendwie am Leben erhalten können. Bei einem nächtlichen Spaziergang lernt Hilke König Erik kennen und die beiden verlieben sich ineinander. Werden die beiden das Glück finden? Und wie wird es Hein ergehen? Wird er seine Liebe zu Hilke überwinden?
Ricarda Jordan hat mit „Tochter der Elbe“ wieder einen wunderschönen und spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, und schon die ersten Seiten katapultieren den Leser ins ferne 13. Jahrhundert. Der historische Hintergrund, begonnen mit der „Allerkindleinsflut im Dezember 1248 und den Kriegszuständen zwischen den königlichen dänischen Geschwistern, wurde von der Autorin akribisch recherchiert und sehr gut in die Handlung eingeflochten. Die Spannung wird langsam aufgebaut und steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Auch die Lebensumstände zu damaliger Zeit werden sehr anschaulich und authentisch beschrieben, so dass man sich alles wunderbar vorstellen kann. Die Geschichte lebt aber vor allem durch die Charaktere, die Ricarda Jordan sehr vielfältig und lebensecht angelegt hat. Hauptprotagonistin Hilke ist eine junge fröhliche Frau aus gutbürgerlichem Hause, die sich mutig und niemals aufgebend um die ihr anvertrauten Menschen kümmert. Sie besitzt Herzenswärme und Mitgefühl und lässt ihre Freunde nicht im Stich. Hein ist ein lieber und wissbegieriger Kerl, der seine Gefühle verbirgt, sich aber um Hilke sorgt und ihr bei ihrem Glück nicht im Wege stehen will. Als körperlich Versehrter hat er keinen leichten Stand in der Bevölkerung, die schon zur damaligen Zeit Behinderte ausgrenzte und glaubte, der Teufel stecke in ihnen. Hein liebt Hilke seit der Kindheit von Herzen und hilft durch sein medizinisches Können und seine Cleverness oftmals, schwierige Situationen zu meistern. Gerade sein Charakter wächst dem Leser besonders ans Herz.
Mit „Tochter der Elbe“ ist Ricarda Jordan wieder ein wunderbarer Roman gelungen, der alle Historienfans begeistern wird und dessen Liebesgeschichte so bittersüß ist wie die Handlung zu Zeiten des Krieges und dem Leben am Rande der Existenz. Absolute Leseempfehlung!