Rezension

Auf und Ab des Lebens

Tochter der Elbe - Ricarda Jordan

Tochter der Elbe
von Ricarda Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

Hilke wächst als Tochter eines Handwerkers in Friedrichsdorf auf. Dann wird ihr Dorf durch die »Allerkindleinsflut« zerstört und viele Menschen sterben. Hilke kann sich mit dem ehemaligen Lehrling ihres Vaters Hein, der nach einem Unfall gelähmt ist, auf die Burg von Herrn Friedrich retten. Die Dorfbewohner, die sich dorthin gerettet haben, sind außer sich, dass sich der behinderte Hein retten konnte, während ihre Angehörigen ertranken. Da Hilkes Eltern ebenfalls bei der Flut starben, will Herr Friedrich sie mit einem reichen Bauerssohn Henrik verheiraten. Sie aber ist Jens, der auf Walz ist, versprochen. Hilke und Hein flüchten von der Burg und wollen Jens suchen. Aber sie geraten in einen Krieg und ab dem Zeitpunkt ist ihr Leben ein Auf und Ab. Aber egal was geschieht, Hilke hält treu zu ihrem Freund Hein.

Der Roman lässt sich sehr flüssig lesen. Es geschieht so viel in dieser bewegenden Geschichte, dass man durch die Ereignisse mitgerissen wird. Das Leben der Handwerker wird genauso gut beschrieben wie das Leben am Hofe der Königin Jutta, so dass man sich ein gutes Bild der Zeit machen kann. Es gibt Minne und Ritterkämpfe. Daneben gibt es aber auch Menschen, die kaum das Nötigste zum Überleben haben. Wir lernen die Selbstherrlichkeit des Pfarrers kennen, der die Flut als Strafe Gottes sieht und der kein Mitleid mit einem Behinderten hat.

Als Hilke verheiratet werden soll, weil sie als junge Frau ja nicht alleine entscheiden und leben kann, ergreift sie die Flucht. Sie glaubt an Liebe und Treue, ist oft aber auch unglaublich naiv. Hilke hat das Herz auf dem rechten Fleck und  ist eine treue Seele, muss aber einige Umwege machen, bis sie erkennt, wohin sie gehört. Egal wie schlecht es ihr geht, sie nimmt ihr Schicksal an und kämpft.

Durch seine Mutter hat Hein Kenntnis, wie man Menschen bei Krankheiten helfen kann. Dadurch kann er sich eine gewisse Akzeptanz erarbeiten. Hein lernt, dass ein Krüppel zwar nicht kämpfen kann, dass er aber durchaus in der Lage ist, sich zur Wehr zu setzen. Das macht ihm Tore von Lyngby klar, der anders ist als andere Ritter und deshalb einiges zu erdulden hat.

Arne ist ein brutaler Mensch, der sein Fähnchen nach dem Wind dreht, immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht und verrät dann auch die, die ihm vertrauen.

Jens liebt Hilke, aber er ist recht besitzergreifend und Hein ist ihm ein Dorn im Auge.

Adelheid, die Tochter von Herrn Friedrich, ist eine eigenwillige und selbstbewusste junge Frau. Ihre herzerfrischende Art hat mir gut gefallen. Ohne Standesdünkel hilft sie Hilke und Hein.

Aber auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet, so dass man mit ihnen fühlen oder auch eine heftige Abneigung gegen sie haben kann.

Viele unverhoffte Wendungen geben der Geschichte Spannung. Allerdings häufen sich am Ende auch die Zufälle, die dafür sorgen, dass Hilke ein gutes Leben führen kann.

Ein unterhaltsamer historischer Roman.