Lesegenuss - aber

Gehe hin, stelle einen Wächter
von Harper Lee

Bewertet mit 5 Sternen

Gehe hin, stelle einen Wächter ist ein wunderschön geschriebenes Buch, dem man die Entstehungszeit anmerkt.
Es ist sehr angenehm lesbar, unterhaltsam, humorvoll, verknüpft die Gegenwart der Geschichte sehr gut mit zahlreichen Rückblenden. Aber es ist im ruhigen Stil der 50er und 60er Jahre geschrieben, Personen werden langsam und geruhsam vorgestellt, es dauert, bis etwas wirklich geschieht. Ich habe es mit Freude gelesen.
Inhaltlich:
Als unabhängiges Werk von der Nachtigall ist es ein Buch, das die Probleme Denkweise der Südstaaten, Vorurteile gegen Afroamerikaner im Unterschied zu der Sichtweise eines Menschen, der lange in New York lebt und dort genossen hat für die Hautfarbe des Gegenübers farbenblind zu sein, darstellt. Was tue ich, wenn ich merke, dass alles, was ich in meiner Kindheit erlebt und geglaubt habe, sich verändert zu haben scheint. Wie gehe ich mit Menschen um, die ich völlig anders beurteilt habe?
Einzeln, also ohne die Nachtigall ein faszinierendes, gut geschriebenes Werk. Liebevoll dargestellte Charaktere, realistische Verhaltensweisen, lohnend aber
wer dies Buch liest, weil er "Wer die Nachtigall stört" geliebt hat, der muss aufpassen. Es fehlen lieb gewordene Charaktere, andere sind nur noch als Randfiguren erwähnt und wieder andere scheinen sich völlig verändert zu haben....

Ich persönlich hätte mir ein anderes Ende gewünscht, für mich hätte das Buch ein Kapitel früher enden dürfen.