Rezension

Wunderbares Buch!

Gehe hin, stelle einen Wächter - Harper Lee

Gehe hin, stelle einen Wächter
von Harper Lee

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Buch wurde ja in allen Feuilletons beworben und da ich "Wer die Nachtigall stört" liebe, musste ich natürlich auch dieses Buch lesen.

Jean Louise Finch kehrt aus New York in ihren Heimatort in den Südstaaten zurück, um dort ihre Ferien zu verbringen. Dort macht sie eine schreckliche Entdeckung: ihr heiß geliebter Vater Atticus und ihr Freund Hank sympathisieren mit den "Niggerhassern", die den Schwarzen die Gleichstellung verwehren wollen. Ihr Weltbild bricht zusammen...

Das Buch hat mehrere Erzählebenen: da ist die Familiengeschichte der Finchs mit lustigen und traurigen Ereignissen wie in jeder Familie. Dann kommt die politische Entwicklung in den USA in den 1950er Jahren mit der Ausgrenzung der Schwarzen, der Angst der Weißen vor einer schwarzen "Machtübernahme" und allen Vorurteilen, die man sich denken kann und als dritte Ebene die Fragen der Moral. Wie weit darf man Extremisten entgegenkommen, um die Werte einer Gesellschaft zu schützen? Ein brandaktuelles Thema auch heute noch!

Das Buch ist in der blumigen und bildreichen Sprache geschrieben, die auch die "Nachtigall" auszeichnet und zu einem besonderen Buch macht. Dass es leider auch heute noch aktuell ist, macht mich wütend und traurig. Die Menschen scheinen sich nie zu ändern.

Einen halben Punkt habe ich bei der Bewertung abgezogen, weil mir eine kurze Erläuterung des politischen Hintergrundes fehlt. NAACP, Artikel 10 der Verfassung, die öfters angesprochene Entscheidung des Obersten Gerichtshofes - da hätte ich im Anhang gern ein paar Informationen von Seiten des Verlags gehabt. So musste ich sie mir mühsam zusammensuchen.

Aber das Buch ist wunderbar, wenn man sich für amerikanische Literatur und Geschichte interessiert! Keine leichte Kost, aber faszinierend!