Rezension

Meisterköche

Zu viele Köche - Rex Stout

Zu viele Köche
von Rex Stout

Bewertet mit 4 Sternen

Nero Wolfe, der ebenso beleibte, wie berühmte Detektiv ist als Ehrengast nach West-Virginia eingeladen. Die namhaftesten Küchenchefs, die „Les Quince Maitres“ treffen sich dort in einem Luxus Resort um neue Mitglieder zu wählen und sich in ihrer Kunst zu übertreffen. Wolfe soll als Ehrengast eine Rede halten und das Lob der amerikanischen Kochkunst singen. Doch der Aufenthalt wird alles andere als angenehm, die Köche sind einander in herzlicher Abneigung verbunden, Neid, Konkurrenz, Eifersucht – alles spielt eine Rolle. Als beim ersten gemeinsamen Dinner, Phillip Laszio erstochen wird, ist Wolfe gefordert. Denn die der örtliche Sheriff ist ein dummer Rassist und der ermittelnde Staatsanwalt einfach zu unerfahren um all die Ränke zu durchschauen.

Die ganze Geschichte wird von Archie Godwins erzählt, Nero Wolfes Sekretär und Mädchen für alles. Archie ist von seiner Intelligenz sehr überzeugt, das lässt er in seine Erzählung auch gerne einfließen, muss aber immer wieder erkennen, dass er von Wolfe ausgebremst wird.

Das Buch ist bereits in den 30iger Jahren erschienen und da das Resort sehr viele afroamerikanische Bedienstete beschäftigte, merkt man das auch am Jargon, so zum Beispiel spricht der Sheriff grundsätzlich von „Niggern“ und will sie alle an ihren Platz verweisen, egal welche Ausbildung und welchen Beruf sie haben. Wolfe dagegen ist da sehr viel differenzierter wenn er z. B. eine Zeugenaussage erbittet, die sich eventuell gegen einen schwarzen Kollegen richtet, appelliert er an ihre Rechte und Pflichten als gleichberechtigte Bürger: „ Aber dieser Mörder war ein Schwarzer, und Sie sind auch schwarz. Ich gestehe, das macht die Sache verzwickt. Die Vereinbarungen der menschlichen Gesellschaft umfassen nicht nur den Schutz davor, getötet zu werden, sondern Tausende anderer Dinge, und es trifft mit Sicherheit zu, dass in Amerika – von anderen Kontinenten ganz zu schweigen – die Weißen die Schwarzen von einigen der Vorzüge dieser Vereinbarungen ausgeschlossen haben. Es heißt, manchmal sei dieser Ausschluss sogar auf Mord ausgedehnt worden - dass es Gegenden gibt, in denen ein weißer Mann einen schwarzen töten kann und, wenn nicht mit Straffreiheit, so doch mit großer Wahrscheinlichkeit damit rechnen kann, der Strafe zu entgehen, die das Verbrechen im Rahmen der Vereinbarung vorsieht.“

Viel hat sich nicht geändert in den Jahrzehnten danach!
In diesem Kontext fand ich es für mich sogar sinnvoll, dass ich das Nachwort gleich zu Anfang gelesen habe. Viele der Feinheiten und Anspielungen, die Rex Stout Nero Wolfe in den Mund legt, wären mir sonst entgangen.

Wie immer lässt der Autor seinen Detektiv die verzwickten Vorgänge allein mit der Hilfe seines Intellekts lösen, was Archie dann doch immer wieder ärgert. Eine stilistische Eigenheit Stouts ist es auch, das gegen Ende des Falles Nero Wolfe seine Erkenntnisse vor den versammelten Beteiligten, einschließlich Staatsanwaltschaft und Polizei zusammenfasst und den Mörder präsentiert, womit er nicht nur Archie Goodwin, sondern auch die Leser überrascht.

Rex Stouts Krimis gehören zu den Klassikern des Genres und ich freue mich, dass Klett Cotta sie nun in dieser sorgfältigen Ausstattung wieder verlegt.