Rezension

Unbedingt mit dem Nachwort beginnen!

Zu viele Köche - Rex Stout

Zu viele Köche
von Rex Stout

Bewertet mit 4 Sternen

Mir wurde erst durch das Nachwort klar, wie geschickt Rex Stout eine politische Botschaft in seinen Kriminalroman eingearbeitet hatte und welch immense Tragweite Nero Wolfe’s im Roman beschriebenes Verhalten gegenüber den Schwarzen im Erscheinungsjahr des Buches 1938 hat. Er erweist ihnen Respekt,  ja, er dankt ihnen sogar für ihre Gastfreundschaft in ihrem Land! Wunderbar, dass Klett-Cotta das Werk Rex Stout‘s wieder auflegt, noch dazu in einer sehr schönen Ausstattung.

Erzähler in diesem feinen kriminalistischen Kabinettstück ist Archie Godwins, der von sich selbst sehr überzeugte Sekretär von Nero Wolfe, jenem überaus berühmten und ausgesprochen dickleibigen Detektiv, der seine Fälle durch intelligentes Beobachten und Nachdenken zu lösen pflegt. Nero Wolfe wird als Ehrengast nach West-Virginia eingeladen zu einem Treffen der 14 namhaftesten Köche, die allesamt in Neid und Missgunst miteinander verbunden sind. Als einer dieser Köche mit einem Tranchiermesser erstochen wird und ein rassistischer Sheriff und ein unerfahrener Staatsanwalt ihre Unfähigkeit unter Beweis stellen, erklärt sich Nero Wolfe bereit, die Lösung des Falls selbst herbeizuführen.

Der Kriminalroman wurde zwar neu übersetzt, aber dennoch brauchte ich eine Weile, bis ich mich einfinden konnte in die etwas umständliche und den damaligen Konventionen genügende, gemächliche Sprache. Nach wenigen Seiten jedoch wurden mir die Dialoge selbstverständlich und die langsame Erzählweise zum Genuss. Insbesondere die kleinen, feinen Bösartigkeiten der Konkurrenten untereinander und so manch raffiniert versteckter Witz machten mir Freude, dazu die geschilderten Persönlichkeiten in ihren teils recht absonderlichen Verhaltensweisen, teils dem Zeitgeist geschuldet, teils als Marotte einzuschätzen. Es lohnt sich, Rex Stout als intelligenten, politischen und bissig-witzigen Autor neu zu entdecken.