Rezension

Mir fehlten die Emotionen

Ach wie gut, dass niemand weiß - Alexa Hennig von Lange

Ach wie gut, dass niemand weiß
von Alexa Hennig von Lange

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich weiß nicht so recht… Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen. Der Klappentext sprach mich total an und als ich das Buch dann als Rezensionsexemplar angeboten bekommen habe konnte ich deswegen natürlich nicht “Nein” sagen. Es kam an, ich fing an zu lesen und fand die ersten Seiten richtig gut. Bis ungefähr S. 45, ab da wurde es für mich zäh. Ich kann gar nicht so recht sagen, warum. Der Schreibstil ist eigentlich recht flüssig, aber irgendwie schafft Alexa Hennig von Lange es nicht, mir Sina und Noah nahe zu bringen. Nach 77 Seiten hatte ich immer noch keinerlei Beziehung zu ihnen aufgebaut und irgendwie machte dies die Sache schwierig. Wäre es kein Rezensionexemplar gewesen hätte ich an dieser Stelle aufgegeben. So aber habe ich weiter gelesen. Und das war gut so! Ungefähr nach der Hälfte fing mir das Buch an richtig Spaß zu machen. Die Handlung nahm Fahrt auf und es wurde richtig spannend.

Noah blieb mir allerdings auch weiterhin bis zum Ende des Buches irgendwie fremd. Er lässt weder Sina noch den Leser wirklich an sich heran. Ich fand das ein bisschen schade, da so für mich nicht so richtig rüber kam, warum sich Sina so unsterblich in ihn verliebt hat.

Sina ist sehr sprunghaft in ihren Gedanken und Gefühlen. Nicht immer konnte ich ihre plötzlichen Sinneswandlungen nachvollziehen. Dennoch fand ich sie eigentlich auch gut, denn man sieht auch sehr schön, wie unsicher ein 17jähriges Mädchen doch noch ist. Sie weiß nicht, wem sie vertrauen soll. Noah oder doch Jean? Sie hat niemanden, dem sie sich anvertrauen kann, denn auch mit ihren so genannten Freundinnen ist nicht alles toll. Sie erfährt zuhause kaum Unterstützung, die sie aber in dieser Zeit so dringend bräuchte.

Sinas Eltern sind der Knaller. Solche Eltern wünsche ich wirklich niemandem. Ihre Mutter ist komplett durchgeknallt und nur auf den schönen Schein aus. Vom echten Leben oder Sinas Gefühlen hat sie absolut keine Ahnung. Ihr Vater ist einfach nur unsympathisch. Der Herr Oberstaatsanwalt präsentierte sich zunächst so, dass es ihm eigentlich völlig egal ist, wie es seiner Tochter geht. Ihm ging es nur um sein Ansehen und der, was ich ziemlich erschreckend fand, überhaupt nicht darauf aus ist, die Wahrheit herauszufinden, sondern, der eine vorgefertigte Meinung hat und diese unter allen Umständen durchsetzen will. Er hat die größte Wandlung vollzogen und wurde mir tatsächlich noch richtig sympathisch.

Franzi ist in meinen Augen der einzige wirklich normale Mensch in diesem Haushalt. Ein bisschen flippig versucht sie aus der enge des Hauses auszubrechen. Sie sagt, was sie denkt und trägt dabei das Herz auf der Zunge.

Alles in allem hat mir das Buch überwiegend gut gefallen. Es fing stark an, um dann leider eine ganze Zeit lang stark nachzulassen. Aber nach der Hälfte konnte mich die Geschichte dann doch in ihren Bann ziehen. Die Protagonisten wollten mich überwiegend nicht so richtig in ihre Gefühlswelt eindringen lassen, wodurch die Bindung an sie leider etwas litt. ich vergebe 3,5 Sterne.