Rezension

Mit Stock, Charme und Gebiss

Alte Schule
von Charles Hodges

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Held nach alter Schule in einem Roman aus England stelle ich mir unweigerlich ein bisschen à la Remington Steele oder noch besser Mr Steed aus Mit Schirm, Charme und Melone vor. Der elegante Spazierstock kann sich in entsprechenden Situationen in entsprechende Verteidigungswaffen verwandeln und dient ansonsten als stilechtes Accessoire der Gentleman-Aufmachung. Soweit die Vorstellung, im Roman von Charles Hodges hat Tom Knight zwar den passenden Namen und auch die besten Absichten, aber die Auserwählte will ihm nicht zu Füßen liegen und auch sonst kommt ihm die ritterliche Aufmachung recht schnell abhanden und das eigene Alter in die Quere. Dabei hat alles so gut angefangen, Fran schien genau die Richtige für ihn zu sein und das bisschen Schummelei um sein wahres Alter, hätte er ihr schon noch im richtigen Moment schonend beibringen können. Pech für Tom, das Fran in einem Altenheim arbeitet und ab einer bestimmten Zahl unweigerlich an ihre Pfleglinge denken muss und besonderes Pech, dass sich die Enthüllung ungeplant und eher dramatisch als schonend vollzog. Die sich zart anbahnende Liebelei wurde also im Keim erstickt und kurz darauf fand sich Fran unter Mordverdacht im Gefängnis wieder. Zugegeben, dieser thematische Sprung in der Kurzzusammenfassung des Inhaltes ist nicht der eleganteste Weg und wird nur dem schlüssig erscheinen, der den Roman kennt, aber man will ja nicht zu viel vorwegnehmen und die ganze Spannung zerstören. Tom Knight ist von Frans Unschuld überzeugt und legt seine gesamte Ritterlichkeit in die Auflösung des Falles, um bei Fran wieder Boden gut zu machen. Ob ihm beides gelingt, möge der Leser selbst heraus finden – gut unterhalten wird er dabei allemal. Denn Toms heldenhafter Einsatz ist eben alles andere als rein uneigennützig und darüber lässt der Autor dem Leser von Anfang an im Bilde sein. Mit feiner Ironie entspinnt sich ein Kriminalroman, den man erstens so nicht erwartet hat und der zweitens auch ein wenig mit den Klischees des Krimi-Genres spielt. Ein mir äußerst sympathischer Erzählansatz. Die Hauptfigur ist ein in die Jahre gekommener Exsoldat für schwierige Aufgaben im nicht ganz als legal definierten Milieu, der im Laufe der Ermittlungen an seine körperlichen Grenzen stößt und sich gezwungenermaßen auf zwei Ebenen mit dem Alter auseinandersetzen muss. Der Fall scheint auf den ersten Blick recht klar und einfach zu lösen, entpuppt sich aber auch für mich überheblich mit ermittelnden Leser als echte Überraschung was Täter und Tatmotiv angeht. Zwischendrin gibt es kleine Strecken der Länge, alles in allem aber überzeugt die Handlung mit ihren authentischen Figuren und den geschickt eingebundenen Nebenschauplätzen.