Rezension

Phantasmen - Nicht schlecht, aber mit Mängeln, daher nur drei Sternchen

Phantasmen - Kai Meyer

Phantasmen
von Kai Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

Bei Phantsamen von Kai Meyer handelt es sich nicht um eine Fantasy-Geschichte, die über "klassische" Geister handelt, sondern die Story dreht sich vielmehr um ein Endzeitszeniario, ausgelöst durch das Erscheinen von Millionen von Geistern am Tag null. Ich habe das erste Kapitel des Buches selbst vom Autoren bei einer Lesung vorgelesen bekommen, was Phantasmen für mich zu einem ganz besonderem Buch macht.

Von Anfang bis Ende ist die Story überladen vor Spannung. Rasant, ruhelos und ohne Luft zu holen geht es spannend von Kapitel zu Kapitel weiter. Langweilig kann einem definitiv nicht werden, wobei ich es stellenweise anstrengend fand und mir "ruhigere" Kapitel gewünscht hätte, in denen man mehr eine Verbindung zu den Charakteren hätte aufbauen können. Leider sind diese im Vergleich zu anderen Büchern von Kai Meyer relativ blass.

Die Hauptperson Rain, die gleichzeitg Ich-Erzählerin ist, empfand ich als völlig nutzlos für die Handlung. Meyer versucht sie durch rote Dreadlocks, einem Afrika-Trauma und Tattoos irgendwie interessant zu gestalten, doch wenn man ehrlich ist, ist Rain im großen und ganzen überflüssig. Viel interessanter und sympathischer ist ihre kleine Schwester Emma mit Asperger-Syndrom. Ebenfalls mit Tyler konnte ich mich nicht wirklich anfreunden.

Der Norweger, den man nicht als Norweger empfindet (hier hätte ich mir einen skandinavischen Namen gewünscht), soll den klassischen Helden darstellen, ein gutausehender Rocker auf seinem Bike, der um seine Freundin Flavie trauert, getrieben auf der Suche nach ihr ist und fremde Mädchen bei Explosionen und brenzligen Situationen mit seinem Körper abschirmt. Vorbildlich. Was'n Held. Und total lächerlich. Der Typ kratzte mich null.

Die leicht angehauchte Liebesgeschichte hätte man auch gleich weglassen können, so angehaucht war sie. Andererseits bin ich sehr dankbar, dass Meyer da keinen Fokus gelegt hat, sonst hätte ich der Story nur einen Stern verpasst, so lächerlich empfand ich die Entwicklung zwischen Rain und Tyler, die seien wir mal ehrlich, so 0815 vorhersehbar war, wie "Der neue-an-der-Schule hat ein Geheiiimnüs".

Ein großer Kritikpunkt meinerseits also: Rain und Tyler. Leider zu schwache Figuren. Flavie dagegen war für mich höchst interessant, leider wird sie so gut wie gar nicht ausgebaut, obwohl so viel Potenzial in ihr lag. Nichts desto trotz, die Geschichte ist spannend und interessant. Die Idee dahinter machte den Lesespaß aus und das sie nicht wie Kaugummi auf eine Trilogie ausgelegt wurde, gab auch ein kleines Plus. Ein Band hat definitiv für die Geschichte gereicht, dennoch hätte ich mir ausführlichere Antworten im Bezug auf die Kammern etc. gewünscht.

Das Ende endete dann für meinen Geschmack, dann doch zu schnell und kann den einen oder anderen unzufrieden stimmen. Mich stimmte die Story insgesamt jedoch im großen und ganzen zufrieden, doch für mehr als drei Sterne hat es für mich nicht gereicht, zu mal ich noch einen weitereren Kritikpunkt erwähnen möchte, denn neben Geistern scheinen es Löwen Meyer in diesem Roman angetan zu haben.

Der schnell erklärte Feind heißt Lionheart, es gibt eine Bedrohung durch Löwen und Rain's überaus bescheuertes und überzogenes Trauma rührt von Afrika, dem Land des Löwen her. Das war definitiv zu viel. C'mon Meyer Löwen? Also bitte. Ich zitiere hier mal a la Guido: Die Löwen tun gar nichts für die Story.

Der Autor hätte das ganze Löwengewäsch einfach weglassen sollen, Rain tiefer gestalten, Tyler realistischer darstellen, Flavie zu seiner Schwester und nicht großen Liebe machen sollen und noch drei, vier Kapitel mit mehr Erklärungsblabla dranhängen können. Dann wär Phantsamen für mich perfekt gewesen, So ist es ein Pageturner über den ich ein bisschen meckern kann, über den ich aber auch nicht abraten würde.

"Ich erfüllte meine Aufgabe."