Rezension

Sehr, sehr gut... Satire mit Tiefgang vom Feinsten

Zur Hölle mit Seniorentellern! - Ellen Berg

Zur Hölle mit Seniorentellern!
von Ellen Berg

Elisabeth und ihre schrägen Freunde im Altersheim haben da ganz andere Pläne: raus aus dem Heim und rein ins Leben. Nur woher kriegen sie das nötige Kleingeld für ihre Fluchtaktion? Legal, illegal – total egal! Mit Witz, Charme und einer ordentlichen Portion krimineller Energie beginnt der irre Trip in die Freiheit. Elisabeth ist siebzig und eigentlich noch ganz fit. Doch das Leben scheint gelaufen, als ihre Töchter sie gegen ihren Willen in ein Altersheim stecken. Endstation? Aber doch nicht mit Elisabeth! Bald schon schmiedet sie Fluchtpläne, zusammen mit einigen skurrilen Mitbewohnern. Einer von ihnen ist ein rasend attraktiver älterer Herr, der ihr Herz im Sturm erobert. Die eigenwilligen Senioren träumen vom goldenen Herbst im sonnigen Süden. Fragt sich nur, wie sie an genügend Geld für ihre Flucht kommen. Wild entschlossen hecken sie einen kriminellen Plan aus.

Aktenzeichen XY... eingedöst - Sonderausgabe:
Stell dir vor du wirst kurz nach deinem 70. Geburtstag so mir nichts, dir nichts von deinen eigenen Kindern entmündigt, übergangen und gegen deinen Willen in ein Altersheim - pardon: eine Seniorenresidenz - verfrachtet und das obwohl du noch alle Latten am Zaun, Tassen im Schrank und Kekse in der Dose hast. 

"Schon klar, dachte Elisabeth. Für euch bin ich scheintot. Die überflüssige Alte mit dem Ticket für den Friedhof."

Stell dir vor du triffst genau an diesem Ort auf einen Mann, der dein Herz höher schlägen lässt und dir eine gesunde Gesichtsfarbe verleiht.
Und jetzt stell dir noch vor, genau dieser Mann gehört einem Geheimclub an, der einen waghalsigen Ausbruch aus der Seniorenresidenz plant. 
Was tust du? Genau, du fackelst das Altersheim ab! Spaß beiseite... Lies mal schön selbst :)

Meine Meinung:
Da ich ja bisher alle Bücher von Ellen Berg verschlungen habe, kam ich nicht umhin, mich auch in dieses Abenteuer zu stürzen. Und was soll ich sagen? Binnen weniger Stunden hab ich das Buch inhaliert und mit einem Seufzer á la "Puh..." beiseite gelegt.
Auch wenn dieses Buch wieder genauso satirisch ist wie man es von Ellen Berg gewohnt ist und gerade so vor bösem Humor tropft, so finde ich, dass es dennoch ein Buch ist, dass einen noch eine Weile beschäftigen wird, denn diesmal ist es keine sooooo leichte Kost.
Es geht um ein Thema, das jeden von uns etwas angeht: und zwar das Älterwerden und die damit einhergehenden Zipperlein und Gebrechen im Allgemeinen aber auch die Umstände und Missstände in Pflegeheimen. Auch wenn diese lustig und überspitzt dargestellt werden, so geben sie einem doch genügend Stoff zum Nachdenken. 
Die Hauptfigur, Elisabeth "Lissy/Lisbeth" Schliemann, eine 70jährige, korrekte Frau in ihren besten Jahren. Sie ist - wie alle anderen auch - absolut glaubhaft dargestellt: seit 8 Jahren Witwe, seit Beginn ihrer Ehe schon unzufrieden mit sich selbst.
Am besten, finde ich, beschreibt sie folgendes Zitat: "Je länger sie über ihr Leben nachdachte, desto mehr beschlich sie das Gefühl, dass sie es gar nicht richtig gelebt hatte. Im Nachhinein fühlte sich alles falsch an. Wie ein Schuh, der schon beim Kauf zu eng gewesen war und den sie dennoch pflichtbewusst getragen hatte, auch mit Blasen an den Füßen."
Wer schon mal in einer "Seniorenresidenz" war, der weiß, dass man dort auf allerhand schillernde Persönlichkeiten trifft. Und so ist auch eine Lila Fouquet absolut glaubhaft - wie so oft im Leben, haben auch Senioren die ein oder andere Leiche im Keller.

Ein Altersheim-Road-Trip der etwas anderen Art: urkomisch, absolut authentisch (bis auf ein, zwei Stellen ;)) und bewegend.

Eine klare Leseempfehlung für alle, die auf satirische Geschichten mit Tiefgang stehen. Auch wenn es sich hierbei um Satire handelt, steckt doch sehr, sehr viel Wahrheit drin!

Hier noch ein paar meiner Lieblingszitate:
"Man kann Sorgen zwar nicht in Alkohol ertränken, aber man kann sie wenigstens darin schwimmen lassen."
"O Mann, Lissy, wenn ich nicht solch einen Respekt vor Ihnen hätte, würde ich sagen, dass Sie ein richtiges Luder sind."
"Wer glaubt, dass man für Geld alles haben kann, ist auch bereit, für Geld alles zu tun."