Rezension

Mit 70 Jahren ist man noch nicht alt

Zur Hölle mit Seniorentellern! - Ellen Berg

Zur Hölle mit Seniorentellern!
von Ellen Berg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Elisabeth Schliemann steht der 70. Geburtstag bevor, den sie eigentlich nicht feiern möchte. Ihr Mann Walther ist vor einigen Jahren bereits verstorben. Aber da sind noch die drei Töchter Susanne, Gabriele und Mara und der aufrdringlich witzelnde Schwiegersohn Klaus-Dieter (Ehemann von Susanne). Die Familie überrascht Elisabeth mit einer Überraschungsparty, worauf Elisabeth absolut keine Lust hat, weil sie kennt die Art von Feiern ihrer Familie, vor allem die Witze von Klaus-Dieter, die so manches Fettnäpfchen treffen. Plötzlich machen die beiden älteren Töchter bei der Party Bemerkungen, die dann schlussendlich zu dem Punkt kommen, dass Elisabeth die Fassung verliert: ihre Familie bzw. die Töchter haben beschlossen, dass Mama im Seniorenheim ab jetzt besser aufgehoben ist. Das ist zu viel für Elisabeth, und büchst sozusagen aus, ohne dass es jemand bemerkt. Viele Stunden später liegt Elisabeth mit einem Beinbruch im Krankenhaus. Was davor passierte - zwischen ihrer Geburtstagsparty und der Einlieferung ins Krankenhaus - daran kann sich Elisabeth kaum erinnern. Als ihre Töchter sie im Krankenhaus besuchen und kommt die realistische Wahrheit - Elisabeth hatte es bisher als einen schlechten Scherz gehalten: ihre Wohnung ist bereits leer geräumt, und die letzten Habseligkeiten in der Seniorenresidenz Bellevue eingeräumt. Frau Fröhlich, die Heimleiterin der Seniorenresidenz, stellt Elisabeth die anderen BewohnerInnen vor, besonders Herrn Martenstein, Frau Janowski, Frau Fouquet und Herr von Wackerbarth. Bevor Elisabeth zu ihnen kam, trafen sich die anderen vier Herrschaften in dem Einstein-Club, um sich die Zeit zu vertreiben, aber auch Pläne zu schmieden, wie man im rüstigen Alter den anderen alten kränklichen BewohnerInnen am Besten entkommen kann. Aus dem Einstein-Club wird irgendwann der Club Fidelio, weil das eine oder andere Missgeschick passiert, die der Frau Fröhlich auf die Palme bringt, und so  müssen sich die Fünf heimlich treffen. Und ab da an geht das Abenteuer der Seniorengang los. Jeder hat seine Talente auf seiner Art, die sie sinnvoll zu nutzen wissen. Sie haben nur ein Ziel: nach Italien - kommen egal wie - Hauptsache von der Seniorenresidenz und von der Frau Fröhlich ganz weit weg.

Ellen Berg schafft es, einen mit ihrem Roman zu unterhalten mit ihren witzigen und direkten Dialogen zwischen den einzelnen Figuren. Die Charaktere der einzelnen ProtagonistInnen in dem Einstein-Club bzw. Club Fidelio sind stimmig zueinander, wobei eine Figur kaum Dialoge führt aufgrund der Krankheit Narkoplesie (diese Krankheit gibt es wirklich), eine Erkrankung, bei der die Betroffenen ganz plötzlich wegnicken und schlafen. Die Rolle der Heimleiterin Frau Fröhlich fand ich nun nicht besonders realistisch dargestellt, weil sie den fünf der Seniorengang mit der geschlossenen Psychiatrie droht, obwohl die Senioren nicht psychisch krank sind, sondern raffiniert sind, um aus diesem Heim abzuhauen, welche nicht ohne kleine oder große Schäden über die Bühne gehen. Im Großen und Ganzen ist der Roman unterhaltsam, aber nicht anspruchsvoll.

Mein endgültiges Fazit: mir gefiel der Roman mit seinen witzigen Dialogen, aber auch die einzelnen ernsten Aspekten wie die Wehwechen der SeniorInen oder ein Todesfall unter den SeniorInnen. Der Roman liest sich relativ zügig,  a b e r  es ist eher eine Lektüre für Zwischendurch. Wer gerne einmal das Innenleben eines Seniorenheims kennenlernen möchte, dem oder der kann ich das Buch mit einem Augenzwinkern empfehlen.

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 05. September 2014 um 10:26

Klingt jetzt durchaus nicht so, als ob ich das lesen müsste, zumal ich durchaus weiß, wie weit weg von der Realität ... was ja durchaus beabsichtigt ist. Ein ernstes Thema, aus dem man sicherlich, auch witzig verarbeitet, mehr hätte machen können, aber wer macht sich heute noch die Mühe ... U-Bücher werden oft schnell herausgehauen.

Sommerzauber02 kommentierte am 05. September 2014 um 13:32

Ellen Berg hat noch mehr Bücher geschrieben in dieser Richtung nach dem Motto: (k)ein Kriminalroman, (k)ein Rentnerroman, ect.

Ich muss jetzt auch nicht alle Bücher von ihr lesen. Es ist halt leichte amüsante Kost. Manchmal habe ich geschmunzelt.

Was sind denn U-Bücher? Ich habe lange Zeit keine Bücher gelesen, deshalb bin ich da nicht so bewandelt, was die Fachausdrücke und Abkürzungen angeht.

wandagreen kommentierte am 05. September 2014 um 23:49

:-) Ist kein Fachausdruck, sollte aber einer werden. Habe ich an E-Musik angelehnt. U-Bücher gleich reine Unterhaltung. Grüüüße.