Rezension

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Sklaverei in Deutschland

Götter - Will Hofmann

Götter
von Will Hofmann

Bewertet mit 3 Sternen

 erzählt in “Götter” die Geschichte von Agnes, die in einem von vier Reservaten, abgeschottet von jeglicher Zivilisation, in Mitten von Deutschland aufwächst. Doch Agnes lässt sich nicht unterdrücken oder gar dumm halten wie der Rest der Frauen, sie beginnt zu forschen und entdeckt schon bald, dass die sogenannten “Götter”, die alle anbeten, nichts als Lügen verbreiten. In einem gewagten Plan entkommt sie dem Strang und schlägt sich in die Wildnis, wo sie nach längerer Zeit auf Günther trifft, der aus einem anderen Reservat floh, in dem es nur Männer gibt. Gemeinsam stürzen sie sich in eine ihnen unbekannte Welt.

Meine Meinung

Das Cover fand ich jetzt nicht ganz so schön, zum Thema passt es jedoch recht gut. Die hervorgehobene Schrift macht es etwas edler und der graue Buchschnitt passt sehr gut zum Gesamtbild.

Der Schreibstil ist gut zu lesen. Hin und wieder stolperte ich im Verlauf der Geschichte über Passagen, die in der Gegenwart geschrieben waren. Grundsätzlich nicht schlimm, aber sie störten den Lesefluß ein wenig, da der Rest in der Vergangenheit geschrieben ist. Die Sprünge zwischen den Zeiten und Charakteren verwirrten anfangs ein wenig, man fand sich aber schnell rein. Auch bekam man schlußendlich für jeden der Charaktere und Handlungsstränge eine Erklärung und alle Fäden liefen am Ende zusammen.

Auch wenn viele Protagonisten im Buch mitwirken, ist es doch Agnes Geschichte und die ihrer Eltern. Alles andere spielt mehr oder weniger drumherum. Agnes ist eine starke Persönlichkeit, klug und aufgeschlossen. Sie kämpft zunächt für ihr Leben und das Recht zur Selbstbestimmung und schließlich für das ihrer Leidensgenossen. Ihr Vater Clemens ist ein wirklicher Antiheld. Man muss ihn wirklich nicht mögen, aber so ist er eben und das macht ihn irgendwo am Ende doch sympathischer als man es möchte. Ihre doch anfänglich starke Mutter gibt ihr Kind meines Erachtens zu schnell auf. Sie verblasst deshab im Buch auch recht zügig.

Derweil ein Großteil des Buches über Agnes Flucht und ihr und Günthers Überleben in der Wildnis handelt, kommt die Befreiung der Reservate etwas zu kurz. Viel zu einfach wird hier etwas zerschlagen, was es schon Jahrhunderte gibt. Zudem kamen bei mir Fragen auf, die nicht geklärt werden konnten.
1. Wieso wurden die Reservate nicht im 2. Weltkrieg zerstört?
2. Oder warum befreiten die Amerikaner sie nicht nach Kriegsende, wie sie es mit den Konzentrationslagern taten?
Gemäß dem Buch waren die Streber eine weltweit agierende Organisation, teilweise mit Mitgliedern in den höchsten Ämtern, dennoch scheint das Ganze relativ schnell zerschlagen. Das war mir etwas zu einfach. Auch das Auftauchen von Agnes Mutter wurde für meinen Geschmack ein wenig zu kurz und lieblos beschrieben. Offen und am Ende fand ich es passend, nur die Art gefiel mir nicht. Es wirkte zu nüchtern.

Fazit

Ein gutes solides Buch mit einigen Schwächen, das trotzdem unterhalten hat und zum Nachdenken anregt. Brutal, wie der Autor es bezeichnete, fand ich es nicht. Eine Mischung aus Dystopie und Psychothriller/Krimi. Scifi würde ich es nur bedingt einordnen. Kein Must-Have, aber auch keine Fehlinvestition.