Rezension

Solide, aber nicht herausragend

Der einzige Ausweg - Antonio Hill

Der einzige Ausweg
von Antonio Hill

Der einzige Ausweg ist ein solider Krimi, aber kein herausragender. Erst im letzten Drittel konnte die Geschichte mich überzeugen, davor hatte ich einfach das Gefühl, dass es zu viele Längen gibt, zu viele Szene, die sich hinzogen und mich überhaupt nicht fesseln konnte.
Dabei ist gerade die Tatsache, dass dies ein Krimi ist, der auf Polizeiarbeit beruht, eigentlich etwas, das mir gefällt. Auch die fehlenden extremen Gewaltausbrüche und brutalen und blutige Morde sind etwas, das mir hier definitiv nicht gefehlt hat. Doch wenn ich einen Krimi lese, der eben auf die Arbeit der Kommissare angewiesen ist, dann erwarte ich auch ein Buch, das mit den Charakteren bestechen kann: Ob das nun ein sympathischer oder außergewöhnlich ermittelnder Kommissar, ein Assistent, der vielleicht einen besonderen Spleen hat, ein charismatischer Verdächtiger oder vielleicht auch ein Opfer, dessen Leben ein unerwartete Wendung hat, ist. Hier habe ich nichts davon. Ein Kommissar, dem ich irgendwie nicht nahe kommen konnte, obwohl ich die Leseprobe da eigentlich viel versprechend fand - jemand, der freiwillig zum Psychologen geht. Leider konnte Kommissar Salgado nicht das halten, was mir zumindest anfangs gefallen hatte. Auch die anderen Charaktere blieben ziemlich blass und konnten einfach keinen Eindruck hinterlassen. Nur Leire Castro sticht dabei noch hervor, doch wenn man sowohl die Verdächtigen als auch die anderen Polizisten betrachtet, ist sie für mich die Ausnahme.

Insgesamt ist der Plot, in dem Leire ermittelt, der Teil des Buches, der zumindest mir besser gefallen hat. Sie wirkt lebendiger, ihre Ermittlungen sind eindeutig interessanter und insbesondere ihre manchmal auch leicht skrupellose Ader macht sie einfach spannender. Leire beschäftigt sich mit Salgados verschwundener Frau Ruth - die Geschichte, die den roten Faden im Vorgänger und auch in den folgenden Büchern bilden wird. Und Ruths Geschichte hat eindeutig mehr interessante Moment als der Todesfall, den Salgado bearbeitet.

Die Idee mit den drei toten Hunden als Druckmittel ist sicher gut, aber für mich auch so ziemlich das einzig interessante Detail an der gesamten Ermittlung. Auch fand ich es schade, dass Salgado, der anfangs eigentlich eher durch die Ermittlungsarbeit so langsam ein Bild des Ganzen erhielt, zum Schluss durch einen 'Schuss ins Blaue' einen Glückstreffer landet und schließlich den Fall lösen kann. Das lies mich leicht unzufrieden zurück

Auch wenn es zwar zwischendurch einige Längen gab, waren diese eher inhaltlich bedingt. Der Schreibstil an sich ist leicht zu lesen und passt sich den Charakteren an. Die vielen Wechsel der Sichten schafften zumindest einen leichten Spannungsanstieg, wenn sie es auch nicht rausreißen konnten.

Das Barcelona-Feeling, das ich mir nach dem Titel erhofft hatte, kam jedoch nicht so rüber. Zwar gibt es einige Barcelona-spezifische Szenen, aber gerade Momenten, in denen einen zugezogene Person die Stadt in den höchsten Tönen lobt, wirkt für mich eher etwas erzwungen.
Lustigerweise hatte ich im Übrigen Probleme mit den spanischen Namen - vielleicht hat dies auch seinen Teil dazu beigetragen, dass das Buch mich nicht fesseln konnte.

Fazit

Antonio Hill hat hier einen soliden Krimi geschrieben, der mich nicht überzeugen konnte. Mir fehlte das Barcelona-Feeling sowie sympathische Charaktere, da nur Leire Castro für mich aus den anderen recht blass bleibenden Figuren herausstach. Auch konnte mich der Haupterzählstrang dank ziemlich Längen nicht vom Hocker reißen. Lesenswert ist dagegen die Geschichte Ruth Salgados, die sich über mehrere Bände erstrecken wird.