Rezension

Spannung und ein sehr fesselnder Schreibstil

One of us is lying - Karen M. McManus

One of us is lying
von Karen M. McManus

Bewertet mit 5 Sternen

Wie fühlt es sich an, unschuldig als Mörder angeklagt zu werden und in der Aufmerksamkeit der Presse zu stehen, sodass man die eigenen Zukunftspläne vergessen kann? Diese Erfahrung machen Bronwyn (das Genie, das so gut wie auf dem Weg nach Yale ist), Addy (die Schönheit mit dem scheinbar perfekten Freund), Cooper (Baseballstar mit sehr viel Talent) und Nathan (auf Bewährung stehender wegen Drogenhandel verurteilter Ex-Häftling), die für den Tod des Schülers Simon, der eine Gossip-App betreibt, die gut gehütete und ungeliebte Wahrheiten ans Licht bringt (Pretty Little Liar- und Gossip Girl-Vibes sind garantiert), angeklagt werden. Sie sind die einzigen, die während einer Nachsitzenstunde mit Simon im Raum waren und so in den unmittelbaren Tatverdacht fallen. Doch sind sie wirklich unschuldig, wie sie beteuern oder lügt einer von ihnen?

Dadurch, dass das Buch aus der Sicht der Vier in der Ich-Perspektive geschrieben ist, baut man als Leser eine Bindung zu ihnen auf und fängt an, sie immer mehr zu mögen, zumal wir sie bei ihrer persönlichen Entwicklung ein Stück weit begleiten dürfen und sie gut kennenlernen können, bis es soweit geht, dass man nicht mehr möchte, dass einer von ihnen etwas mit dem Tod von Simon zu tun hat. Die Autorin spielt mit uns Lesern - man hofft bis zum Ende, dass sie es nicht gewesen sind, auch wenn sich mit der Zeit herausstellt, dass jeder von ihnen ein Motiv dafür hätte.

Die Charaktere wirken von Beginn an keineswegs blass, was vor allem daran liegt, dass sie uns Lesern sofort zeigen, dass sie, egal wie unterschiedlich sie auch sein mögen, alle mit eigenen Problemen zu kämpfen haben - sei es der Leistungsdruck durch die Eltern, Suchtprobleme im familiären Umfeld oder anderweitige Schwierigkeiten.

Der Schreibstil ist locker, humorvoll und fesselnd und sorgt dafür, dass sich das Buch sehr flüssig lesen lässt. Auch das Original, d.h. auf Englisch ist es gut verständlich geschrieben. Bei jedem Perspektivwechsel ist das Datum und die Uhrzeit, an dem die Handlung spielt, angegeben, sodass wir den Geschehnissen gut folgen können und manchmal das Gefühl haben, die Handlung wie eine Akte gegliedert zu lesen.

Die Auflösung ist noch einmal spannend und überraschend. Auch, wenn man vorher schon eine in die Richtung gehende Theorie hatte, so verwirft man diese durch neue Erkenntnisse immer wieder, bis man zwischenzeitlich gar nicht mehr weiß, wer es gewesen sein könnte und wem man glauben soll. Es ist ein verstrickter Fall, der im Nachhinein betrachtet jedoch auch selber anhand verschiedener Hinweise hätte gelöst werden können - Spannung und die Möglichkeit zum dauerhaften Miträseln sind hier garantiert.

Das ganze Buch beinhaltet viel Spannung, schon von Beginn an, sodass beim Lesen keine Langeweile aufkommt. Zugleich ist die Atmosphäre nicht zu düster, sodass man das Buch gut lesen kann, wenn man einen Einstieg in das Genre Thriller wagen möchte.

Das Buch hat alles, was ich mir von einem guten Buch wünsche - Spannung, Humor, sich weiterentwickelnde sympathische Charaktere, ernste Themen und unerwartete Plottwists, weshalb ich es nur empfehlen kann!