Rezension

Spitzüngige Briefe und Berichte

In Liebe, Layla - Annie Barrows

In Liebe, Layla
von Annie Barrows

Bewertet mit 4 Sternen

Man kann sich alles so bildlich vorstellen, obwohl man nicht in dieser Zeit gelebt hat: ein kleines, unbedeutendes Städtchen in der amerikanischen Provinz, Ende der 30-er Jahre, Gluthitze, staubige Straßen, gähnende Langeweile. Zwischendurch Briefe einer (noch) nicht sympathischen jungen Senatorentochter, arrogant und verwöhnt, eigener Einschätzung nach frivol und arbeitsscheu. Papa möchte dieses Töchterchen gern loswerden; egal, ob sie reich heiratet oder selbst für ihren Unterhalt sorgt. Sein Bruder ist ihm einen Gefallen schuldig und vermittelt ihr einen Job in einem Schriftstellerprojekt. So gelangt Leyla in das verschlafenen Macedonia, um dort eine Broschüre zur 150-Jahr-Feier zu verfassen. Sie kann schreiben, spitzzüngig und pointiert beweist sie das in ihren Briefen. Sie erweckt Neugier bei ihrer Vermieterin Jottie, die wiederum genug eigene Probleme hat. Ihre große Liebe Vause ist bei einem Brand umgekommen, ihr Bruder steht ihr bei. Dafür erzieht sie seine zwei Töchter aus einer gescheiterten Ehe und versagt sich ein eigenes Leben. Die Töchter, Willa und Bird, sind sehr verschieden. Bird, die Jüngere, nimmt alles nicht so schwer. Willa grübelt über Vieles nach, versucht, die Welt der Erwachsenen zu verstehen und liebt ihren Vater abgöttisch. Der kümmert sich wenig, geht illegalen Geschäften nach und beeindruckt die Damenwelt.
Auch Layla verliebt sich in ihn und überhört Gerüchte, dass Felix mit Schuld an Vauses Tod sei und nicht dieser die familieneigene Fabrik bestehlen wollte. Layla sammelt also Fakten aus der Geschichte Macedonias, hält sich nicht an die Vorgaben der "Ersten Familie" und entdeckt tatsächlich interessante Anekdoten, die die Beteiligten nicht immer vorteilhaft erscheinen lassen, sich aber weitaus näher an der Wahrheit befinden, als die vorgegebenen Heldengeschichten.
Jottie indes verzweifelt an ihrer Liebe zu Vause und an der Unzuverlässigkeit ihres Bruders Felix und möchte für die Mächen und sich ein ehrbares Zuhause schaffen, überlegt, Sol zu heiraten, den sie zwar nicht liebt, der aber immer für sie da wäre und ihr gesellschaftliche Reputation verschaffen würde. Willa muss beobachten, wie Layla und ihr Vater eine Beziehung eingehen, wobei klar ist, dass Felix wieder nur spielt. Eifersucht plagt Willa, sie wird krank, es kommt zum Showdown.
Faszienierend geschrieben, schwankend zwischen Entspannung und Dramatik. Sehr anschaulisch, gut zu lesen, die "Historischen" Abschnitte und Briefe mit feiner Ironie.Hat mir gefallen.