Rezension

Starker Anfang, aber dann ...

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich
von Tommy Jaud

Bewertet mit 3 Sternen

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Sean Brummel, das Alter-Ego von Tommy Jaud, möchte dem geneigten Leser vor Augen führen, wie viel „ich muss“ unnötig ist und wie man viel besser ohne dies leben kann, dabei aber nicht verwahrlost, sondern schlicht Lebensqualität gewinnt.

 

Die ersten Kapitel sind brüllend komisch und in ihrer Absurdität auch noch erschreckend logisch. Ja, auch wenn die eine kleine Comedy-Show ist, so ist doch tatsächlich erstaunlich viel Wahres an all dem Geblödel.

 

Der Aufbau ist, wie bei jedem Ratgeber: es gibt (am Ende des Buches, das ist ein wenig schade) ein Inhaltsverzeichnis, das eine Art Einführung und die Kapitel Gesundheit, Ernährung, Erfolg, Freizeit, Gesellschaft und Sinn des Lebens abhandelt. Zu jedem Oberbegriff gibt es dann jeweils zwei Unterkapitel, die wiederum in mehrere Abschnitte/Kapitel gegliedert sind. Am Ende fordert Brummel den Leser dann nach seiner Zusammenfassung immer zur Unterschrift auf – schon witzig!

 

Ein weiterer Gag sind die ganz am Anfang eingefügten Nutzungsbedingungen – köstlich!

 

Einige Highlights sind wahre Geniestreiche – beispielsweise die Rechnung, wie viele Kalorien man mit welchem Sport verbrennen kann und wie viele Kalorien man sich dann wieder reinschaufelt. Brummels Fazit: wer Sport macht, wird dicker statt dünner. Oder die Darstellung, warum Vegetarier Massenmörder sind und Veganer keine Menschen. Auch erklärt er sehr schlüssig, dass man gar nicht nirgendwo sein kann und man deshalb gar keine Ziele braucht. Seine Aufzählung der Dinge, die man nicht braucht und sein Statement gegen E-Book-Reader sind ebenfalls kleine Highlights.

 

Mein Lieblingszitat aus dem Buch ist: „Ich schiebe doch nicht auf, ich befinde mich in einem hochintelligenten Prozess kontinuierlicher Neu-Priorisierung!“

 

Insgesamt finden sich wirklich sehr viele Ansätze, die gar nicht so lächerlich sind, wie sie erst mal scheinen sollen. Beispiel hier: wie albern ist „political correctness“ inzwischen eigentlich geworden? Da werden Begriffe geändert, nur um wieder geändert zu werden, weil doch wieder jemand beleidigt sein könnte.

 

So geht es Seite um Seite, Kapitel um Kapitel. Nur leider weicht das laute Lachen irgendwann dem breiten Grinsen und zum Schluss bleiben nur noch Schmunzler übrig. Ob Jaud das so beabsichtigt hatte, kann ich nicht beurteilen. Fest steht, dass ich mich irgendwann nicht mehr amüsiert habe und nur noch hoffte, bald am Ende zu sein. Die Gags hatten sich irgendwann totgelaufen und abgenutzt, wie die „Witze“ von Oliver Pocher (unlustiger wie der ist kein Mensch unter dieser Sonne) schon beim ersten Mal.

 

Die Idee des Buches gefällt mir sehr, auch die Aufmachung. Aber es hätte fast 100 Seiten kürzer sein müssen, um am Ende nicht abzukippen. Von daher kann ich nur als Mittelmaß werten und das sind drei Sterne. Es tut mir leid, der Anfang war so vielversprechend!

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