Stimmt nachdenklich
Bewertet mit 4.5 Sternen
Claire Zachanassian kehrt nach 45 Jahren in ihre Heimatstadt Güllen zurück, die mittlerweile alt, verkommen &sehr arm ist. Sie hingegen ist Milliardärin &will der Stadt eine Milliarde zukommen lassen, wenn die Bürger dafür Alfred Ill ermorden. Mit ihm hatte sie damals eine Liebesbeziehung, allerdings gingen sie nicht im Guten auseinander - dafür will sie sich Gerechtigkeit kaufen. Ob diese Gerechtigkeit nun zustande kommt &was mit Ill passieren wird, soll hier nicht verraten werden.
Das Theaterstück war natürlich recht kurz &deswegen schon nach nicht mal zwei Stunden ausgelesen. Ich finde Dürrenmatts Ausdrucksweise bisher sehr nachvollziehbar &gut lesbar. Die Figuren sprechen nicht zu kryptisch oder hochgestochen. Oft find ich es relativ schwierig Theatertexte zu lesen, aber hier war es nicht so!
Sehr interessant fand ich einige Regieanweisungen. Vier Männer stellen z.B. den Konratsweilerwald dar, indem sie Geräusche machen oder ihre Arme in Äste 'verwandeln'. Zu gerne würde ich das Stück mal im Theater inszeniert sehen!
Als ich am Ende ankam, musste ich schon ziemlich grübeln. Hier wurde eine schwierige Frage aufgegriffen - Sollen die Menschen weiterhin in Armut leben &den Untergang ihrer Stadt mit ansehen oder nehmen sie ein Opfer in Kauf? Ein Opfer, das scheinbar selbst vor einiger Zeit ungerecht gehandelt hat. Kann man diese Ungerechtigkeit dann wirklich und guten Gewissens durch einen Mord vergelten? Wo endet Käuflichkeit bzw. endet sie überhaupt?
Fragen über Fragen &auf keine einzige konnte ich mir eine präzise, befriedigende Antwort geben, was aber auch nicht schlimm ist. Sich diese Probleme &Begebenheiten zu vergegenwärtigen, ist schon ein interessanter Schritt!